Express Online: Thema der Woche | 20. April 2006

Phänomen Uni-Stadt

Tagung
"Phänomen Uni-Stadt" wendet sich an Akteure, Interessierte und Entscheidungsträger in Kommunen, Hochschulen, Ministerien, Kulturinstitutionen, Stadtmarketing- und Tourismusorganisationen. Eingeladen sind u.a. der Berliner Wissenschaftshistoriker Rüdiger von Bruch, die Erfinder der Kinder-Uni Tübingen, der Gründer des Gießener Mathematikums, Albrecht Beutelspacher und Sonja Berghoff vom Centrum für Hochschulentwicklung in Gütersloh
Die Tagung vom Fachdienst Kultur der Stadt Marburg am 4. und 5. Mai 2006 im Stadtverordneten- Sitzungssaal in der Barfüßerstraße 50 veranstaltet. Weitere Infos unter www.marburg.de und www.uni-marburg.de.
Öffentliches Rahmenprogramm:
Lesung "Pasternaks Erben. Studenten- und Schriftstellergeschichten aus Marburg"
Mi 3.5. 20 Uhr, Historischer Rathaussaal
Erwartet werden Ulf Schleth, der Auszüge aus seinem Text Boh?me Paradiso aus dem Mar-burganderlahnbuch von Ambros Waibel und Nils Folckers vortragen wird, Anna Rheinsberg, die einen ihrer Marburg-Texte liest, und Christian Sußner, ein Student der Sprecherziehung der Philipps-Universität, der Auszüge aus Der krasse Fuchs von Walter Bloem aus dem Jahr 1906 zum Besten gibt.
Auftakt der Filmreihe "Phänomen Uni-Film" mit "Der Beweis" (Original "Proof")
Mi 3.5. 23 Uhr, Cineplex Marburg, Gerhard-Jahn-Platz 7
In Kooperation mit dem Cineplex Marburg werden Filme gezeigt, die im Universitäts-Milieu spielen oder deren Protagonisten Wissenschaftler beziehungsweise Akademiker sind. Der Bogen reicht vom Thriller bis zur Komödie und berücksichtigt Klassiker genauso wie brandneue Streifen. Den Auftakt macht die Vorpremiere des amerikanischen Films "Der Beweis " (Original "Proof").
Diavortrag "Gelehrtes Marburg – von Philipp dem Großmütigen bis heute"
So 7.5. 14 Uhr, Haus der Romantik, Markt 16
Der Diavortrag von Marita Metz-Becker beleuchtet annähernd 500 Jahre Universitätsgeschichte anhand berühmter Persönlichkeiten, denen die Stadt in irgendeiner Form Erinnerungszeichen gesetzt hat, um sie im kulturellen Gedächtnis Marburgs festzuhalten.
Die mittelhessischen Hochschulen sind Aushängeschilder der Region – und ein wesentlicher Wirtschaftsfaktor. Die Tagung "Phänomen Uni-Stadt. Zwischen Soziotop und Standort" spürt dem komplizierten Verhältnis zwischen Stadt und Hochschulen nach.

Kaum einer weiß es, aber Gießen hat die höchste Studentendichte in Deutschland. Auf hundert Einwohner kommen laut einer Studie 35,4 Studierende an Uni und Fachhochschule. Allerdings ist die Identifikation der Studierenden mit ihrer Stadt und der Bürger mit dem Wissenschaftsbetrieb in Gießen weit weniger so ausgeprägt, als in Marburg.

Andere Städte haben eine Universität. Marburg ist eine Universität" – "Ohne Universität wäre Marburg ein oberhessisches Bergdorf". Diese mittlerweile etwas abgedroschenen Bonmots unterstellen ein unkompliziert inniges Verhältnis zwischen Stadt und Universität.

Marburg mit seiner 1527 als weltweit erste prostestantische Uni gegründeten Hochschule kann etwa auf eine Vielzahl prominenter Studierender und Lehrender zurückblicken, von den Brüdern Grimm über Physiker Otto Hahn bis zu Schriftsteller Boris Pasternak.

Gießen hat in der Unigeschichte nicht soviel Prominenz zu bieten, bemüht sich dafür aber seit den Feierlichkeiten zum 200. Geburtstag des Chemikers Justus Liebig vor drei Jahren mit jährlichen Schwerpunktveranstaltungen intensiv, sich überregional als "Stadt der Wissenschaften" zu präsentieren. Ziel ist, den Tourismus und die Wirtschaft zu fördern undnicht zuletzt die Identifikation mit der Hochschule zu stärken.

Schließlich sind die rund 19.000 Studierenden in Marburg und rund 28.000 an der Uni sowie der Fachhochschule in Gießen ein wesentlicher Faktor für die Wirtschaftskraft der Städte – und die Hochschulen gehören zu den größten regionalen Arbeitgebern. "Die Universität spielt bei uns eine Rolle wie Opel in Rüsselsheim oder VW in Wolfsburg", sagt Richard Laufner, Kulturamtsleiter der Stadt Marburg. Um das besondere Verhältnisses von Stadt und Hochschule zu untersuchen, organisiert das Marburger Kulturamt deshalb eine bundesweite Fachtagung am 4. und 5. Mai. Titel: "Phänomen Uni-Stadt. Zwischen Soziotop und Standort".

Ziel ist eine Städte übergreifende Vernetzung der Akteure. "Phänomen Uni-Stadt" will das Beziehungsgeflecht von Stadt und Hochschule nicht nur im kulturpolitischen Bereich, sondern auch in den angrenzenden Feldern Stadtmarketing und Stadtentwicklung untersuchen. Unter dem Aspekt "Tradition und Historie" sollen in exemplarischer Form historische Konstellationen von Stadt und Universität eingehender beleuchtet werden. Der Schwerpunkt "Praxisfelder Kultur" präsentiert einerseits Best-Practices aus verschiedenen Sparten und spezifische lokale Kooperationserfahrungen. Im Themenfeld "Standort und Wettbewerb" werden Fragen der Außendarstellung und Profilierung vor dem Hintergrund von Stadtentwicklung und -ökonomie diskutiert. Hochschulen und Wissenschaftsinstitutionen besitzen als lokale Standortfaktoren einen immer höheren Stellenwert. Der Bereich "Milieu und Lebenswelt" beschäftigt sich mit der speziellen lebens-weltlichen Atmosphäre von Uni-Städten. Die abschließende Podiumsdiskussion geht der Frage nach, unter welchen Bedingungen eine erfolgreiche "Kooperation und Vernetzung" von Kommune und Hochschule vor Ort gelingen kann.

kro/pe



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