Editorial | 31. Januar 2019

Macht & Heimatphantasien

Auch ein Stück Heimat – Foto: Georg Kronenberg

Das Marburger Theater geht diese Woche buchstäblich unter die Haut: Da verläuft sich in der Premiere im HLTM am 2. Februar gleich ein ganzer Frauen­chor im Körper von Altbundeskanzler Helmut Kohl. Die Komödie von Susanne Zaun und Marion Schneider-Bast untersucht das Verhältnis von Macht und Körper.

Das Theater neben dem Turm nimmt derweil Bezug zur aktuellen politischen Lage und beschäftigt sich in "Home is where the heart is" mit einem viel­deut­igen Begriff, der genauso für Romantik, Kitsch, Sicherheit und Geborgen­heit – aber auch für Ausgrenzung und Fremdenfeindlichkeit stehen kann: Heimat.

Ein Begriff, der inzwischen sogar ein eigens Ministerium bekommen hat – und der in den letzten Jahren von Populisten gekapert wurde, um kleingeistige Gren­zen zu ziehen.

Und wo wir schon bei kleingeistigen Populisten sind, die sich mit Heimat­phan­ta­sien beschäftigen: Im Marburger Kino seziert US-Filmemacher Michael Moore in "Fahrenheit 11/9" die politischen und gesellschaftlichen Mechanismen, die zum Sieg des exzentrischen Milliardärs Donald Trump bei der US-Prä­si­dent­schafts­wahl geführt haben – und untersucht welche gesellschaftlichen Aus­wirkungen Trumps gleichsam erratische wie spaltende Politik hat. Sehenswert.

Georg Kronenberg