Marburg online
Facebook, Livestreams, Mängelmelder & Co: Die Stadt kommuniziert auf neuen Wegen
Die Bilanz kann sich sehen lassen: Seit 23. Oktober ist Marburg offiziell bei Facebook. Knapp 2000 Fans hat die Unistadt in der ersten Woche dort gewonnen.
Aber nicht nur über Facebook eröffnet die Stadtverwaltung zurzeit neue, digitale Kommunikationswege zu den Bürgern: So soll bei der Stadtparlamentssitzung am Freitag ein "Mängelmelder" freigeschaltet werden, über den Marburger per Smartphone-App sowie über die städtische Website beispielsweise Straßenschäden, Defekte an Ampelanlagen oder Straßenlaternen melden können. Und: Die Parlamentssitzung am Freitag, bei der der städtische Haushalt auf der Tagesordnung steht, soll die erste Stadtverordnetensitzung werden, die per Livestream über das Internet übertragen wird. "Nach der positiven Erfahrung mit dem Livestream bei dem Werkstattgespräch zur Verkehrsentwicklung in der Nordstadt und im Biegenviertel im Januar werden wir jetzt im Probebetrieb zunächst die nächsten drei Parlamentssitzungen live übertragen", berichtet Ralf Laumer, Leiter des Marburger Fachdiensts für Presse-, Öffentlichkeitsarbeit & Bürger/innen-Kommunikation. Dann müsse man auswerten, wie sehr der Livestream genutzt worden sei. Immerhin: Das Werkstattgespräch zur Nordstadtenwicklung hatten sich 827 Menschen an einem Januarwochenende im Internet angeschaut.
Gut angenommen worden ist nach Angaben von Laumer auch die "Meldeplattform Radverkehr", ein weiterer Teil der städtischen Online-Initiative, bei der Radler beschädigte Wegweiser, Schlaglöcher etc. melden können. Geplant ist außerdem ein Online-Forum "Energetische Sanierung und Denkmalschutz in Marburg", in dem sich Tipps und Anregungen geholt werden können.
Der größte Brocken städtischer Online-Bestrebungen ist ebenfalls zurzeit noch in Arbeit: Bis Juli 2014 will Marburg die in die Jahre gekommene städtische Homepage grundlegend neu gestalten und übersichtlicher machen. Integriert werden soll etwa ein Sportportal, dass die scheidende Sportsamtsleiterin Kirsten Fründt initiiert hat. "Wir haben bei der Entwicklung der Navigationsstruktur für die Homepage konsequent die Nutzerperspektive eingenommen", sagt Laumer. Gerade dieses komplexe Projekt belege, wie gut die Zusammenarbeitverwaltungsintern unter anderem mit dem Fachdienst 11, Technische Dienste, funktioniere. So sei das Konzept für den Relaunch der Website www.marburg.de vom Fraunhofer Institut auf größtmögliche Nutzerfreundlichkeit überprüft und für gut befunden worden.
Homepage der Stadt Marburg
Die Aktualität der Marburg-Homepage ist laut Laumer bereits jetzt deutlich verbessert worden. Anfang nächsten Jahres, solle zudem online ein Baustellen-Informationssystem eingerichtet werden.
"Wir entwickeln einen Strauß von Einzelmaßnahmen hinter dem die Überlegung steckt, dass man heute als Stadt mit den Bürgerinnen und Bürgern viel mehr kommunizieren muss, als das vor 20 Jahren der Fall war", erläutert Laumer. Wenn man als Stadt mehr Bürgerbeteiligung wolle, bedeutet das auch bessere Kommunikation mit den Bürgern.
Laumer: "Wir versuchen den Bürgerinnen und Bürgern nicht nur online, sondern beispielsweise auch in dem städtischen Monatsmagazin 'Studier mal Marburg' besser zu erklären, was wir in der Verwaltung machen."
Dabei legt Laumer Wert darauf, dass die Stadt sich etwa bei der Vorbereitung des Facebook-Auftritts sehr intensiv mit dem Datenschutz beschäftigt habe. "Wir haben uns beispielsweise genau über die juristische Seite informiert und angeschaut, wie andere Städte das machen und eine Handlungsanweisung für Mitarbeiter erstellt."
Und schließlich stehe in Marburg noch ein weiteres Projekt an, berichtet Laumer: "Die Bertelsmann-Stiftung hat uns als Modell-Kommune ausgewählt, um ein neues Format der Bürgerbeteiligung zu erproben." Thema wird die geplante Bewerbung der Stadt Marburg um die Ausrichtung der Bundesgartenschau sein.
Aufbruch in die Utopie
Ausstellungsreise auf den Spuren einer deutschen Republik in den USA Foto: Roloff
Gleiche Grundrechte! Politische Teilhabe! Rede-, Wahl-, Bildungs- und Entfaltungsfreiheit! Für diese Ideale verlassen 500 Menschen gemeinsam ihre Heimat. Es ist das Jahr 1834, sie sind Untertanen deutscher Kleinstaaten, voll wütender Resignation und unbedingtem Wandlungswillen und sie setzen auf eine Utopie als Kompass ihrer Lebenswege: den Aufbau einer demokratischen "Teutschen Musterrepublik" in Amerika. Angeführt vom dem Juristen Paul Follenius und dem Pfarrer Friedrich Münch überquert die "Gießener Auswanderergesellschaft" den atlantischen Ozean und riskiert den Neuanfang im unbekannten "land of the free". Mit ihrer Staatsgründung will sie Hoffnung und ein Vorbild schaffen für die Umwälzung der Machtverhältnisse in ganz Deutschland. Kann das gelingen? Wohin führt die Reise? Welche Relevanz birgt sie für hier und heute?
Am 1. November 2013 öffnet die Ausstellungsreise "Aufbruch in die Utopie Auf den Spuren einer deutschen Republik in den USA" (2013-2015) im Gießener KiZ (Kultur im Zentrum) erstmals ihre Türen, blickt mit Kunst und Aktionen auf die wechselvollen Geschichten der Auswanderer und erkundet deren politische und soziale Dimensionen als Inspirationen für die Gegenwart. Die Ausstellung zieht, wie einst die Utopisten, von Gießen über Bremen und Washington, D.C. nach St. Louis, Missouri und von dort aus weiter. Wer eincheckt, kann mitreisen.
Unter der Leitung von Dr. Ludwig Brake (Historiker, Gießen), Peter Roloff (Filmautor und -produzent, Berlin) und Oliver Behnecke (Kulturmanager und Regisseur, Bremen) tragen Künstler, Kulturschaffende und Wissenschaftler der Reisenden Sommer-Republik nach zehn Jahren Beschäftigung mit dem gemeinsamen Sujet ihre Ergebnisse für den "Aufbruch in die Utopie" zusammen. Mit Videoinstallationen, Texten, Performances, Archiven, Filmen und Fotografien schaffen sie Entdeckungsräume für Gäste allen Alters. Eine Einladung zum Streifzug: durch deutsche wie amerikanische Staaten an Wendepunkten revolutionärer Umbrüche; entlang an privaten, gesellschaftlichen und philosophischen Haltungen und Abenteuern; durch Motive, Höhenflüge und Tiefschläge einer kühnen Vision. Eine Reise durch damalige und heutige Utopien.
Zur Ausstellung erscheinen eine gleichnamige Publikation und ein Film. Der Eintritt ist frei. Infos: www.aufbruch-in-die-utopie.net