Mittwoch, 24. April 2024
Thema der Woche | 4. Dezember 2014

Stellenabbau am Uni-Klinikum

Wirtschaftliche Schwierigkeiten am Standort Marburg – Foto: Coordes

Am Marburger Universitätsklinikum werden Stellen abgebaut: 44 Mitarbeiter sollen im kommenden Jahr gehen, davon etwa 20 im Pflegedienst. Kündigungen sind aber nicht geplant, betont der kaufmännische Geschäftsführer Gunther Weiß. Der Personalabbau soll durch die natürliche Fluktuation erreicht werden.

Hauptgrund für den Sparplan ist die schwierige finanzielle Situation des privatisierten mittelhessischen Uni-Klinikums. Nach Medienberichten verzeichnete die Klinik am Standort Marburg im Zeitraum von Januar bis September ein Minus von 1,9 Millionen Euro. Gleichzeitig soll der Standort Gießen ein Plus von fünf Millionen Euro erwirtschaftet haben. Bei der Privatisierung der mittelhessischen Uni-Kliniken schrieb das Marburger Großkrankenhaus schwarze Zahlen, während Gießen bis zu zehn Millionen Euro Minus jährlich machte.

Die Geschäftsleitung erklärt sich das aktuelle Ergebnis mit der chronischen Unterfinanzierung der deutschen Uni-Krankenhäuser – nur noch fünf der 34 Universitätsklinika schreiben schwarze Zahlen. Zudem werden in Marburg Patienten mit durchschnittlich weniger schweren Erkrankungen behandelt. Konzernbetriebsratsvorsitzender Björn Borgmann geht auch davon aus, dass der Standort Gießen durch die Neubauten besser aufgestellt ist. "Man muss das Klinikum Marburg wieder stärken", sagte er. Das sieht auch der Gesamt­betrieb­srats­vorsitzende Klaus Hanschur so. Jetzt auch noch Personal abzubauen, hieße, den Marburger Standort "wohl endgültig gegen die Wand zu fahren", empört er sich. Er stellt die Frage, wer die Aufgaben denn erledigen solle. Die Beschäftigten arbeiteten jetzt schon am Limit.

Mit großer Sorge und Bedauern reagiert auch der Kreistag Marburg-Biedenkopf. Die ungleiche Entwicklung von Gießen und Marburg komme "angesichts der zahlreichen Umstrukturierungen der letzten Jahre sowie der sehr unterschiedlichen Bauqualität an den beiden Standorten nicht unerwartet", heißt es in einem aktuellen Beschluss. Eine weitere Benachteiligung von Marburg könne nicht hingenommen werden. Unterstützung erhielten die Beschäftigten auch vom Marburger Stadtparlament. In einem Dringlich­keits­antrag fordern die Stadtverordneten die Klinik-Geschäftsführung dazu auf, "eine Ungleichbehandlung der Standorte Marburg und Gießen zu verhindern".

Für zusätzliche Unruhe sorgen die nur an Marburger Mitarbeiter gerichteten "Lock-Angebote" der Geschäftsleitung. Beschäftigte, die Aufhebungsverträge unterschreiben, werden Abfindungen von "bis zu einem Jahresgehalt" in Aussicht gestellt. Entscheidend für die Gewährung einer Abfindung sei, ob die Uniklinik durch das Ausscheiden des Mitarbeiters im kommenden Jahr Personalkosten einsparen könne. Allerdings müssen sich die Beschäftigten bereits bis zum 31. Dezember entscheiden. Betriebsrat Björn Borgmann warnt daher, dass genau geprüft werden müsse, welche Verluste den Ausscheidenden bei der Rente drohen. Er fürchtet einen Stellenabbau durch die Hintertür.

Insgesamt hat das mittelhessische Universitätsklinikum 9600 Mitarbeiter, davon 4000 in Marburg (Stand 1.1.2014). Die Geschäftsleitung verweist jedoch darauf, dass in diesem Jahr 70 neue Mitarbeiter für die neue Palliativstation und die erweiterte Kinder- und Jugendpsychiatrie eingestellt wurden. Um die wirtschaftliche Situation zu verbessern, soll die Belegung der Betten – vor allem in der Intensivmedizin – verbessert werden.

Gesa Coordes

Thema der Woche | 4. Dezember 2014

Wenn das Publikum mit den Teufeln durch die Stadt zieht ...

Weihnachtsspiel voll flammender Reden / Theatergruppe des Instituts für Germanistik

Ein Theaterexperiment voll flammender Reden und symbolhafter Bewegung soll es werden: Die Theatergruppe des Instituts für Germanistik der Justus-Liebig-Universität (JLU) bringt keine klassisch besinnlichen und kindgerechten Krippenspiele auf die Bühne, sondern beleuchtet traditionell die vielfältigen Facetten des Weihnachtsfests. Blutig geht es in diesem Jahr zu, wenn die Stephanus-Tragödie des Braunschweiger Pastors Melchior Neukirch von 1591 neu inszeniert wird. Mit der Bühnenfassung von "Eine schöne geistliche Tragedia von dem ersten Merterer" setzt die Gruppe unter der Leitung der Gießener Germanistin Prof. Cora Dietl ihre Tradition fort, zu Weihnachten mit älteren Theaterstücken ein großes Publikum zu erfreuen. Premiere ist am 6. Dezember in der Hospitalkirche in Grünberg. Die Gießener Aufführung findet am 16. Dezember in der Pankratiuskapelle statt und findet ihren Abschluss am Lindenplatz.

"Ich sehe den Himmel offen stehn / Und Gottes Herrlichkeit darin", erklärt Stephanus wiederholt, als die tödlichen Steine der Peiniger ihn treffen. Sein Tod ist ein Triumph; er bleibt ein Pol der Ruhe gegenüber der rasenden Wut seiner Feinde und führt damit vorbildlich die standhafte Haltung vor, die als Konsequenz aus der Menschwerdung Christi verstanden wird, denn mit der Erlösung ist eine tiefgreifende Verpflichtung verbunden. Nicht zufällig feiert die Kirche schon seit dem 4. Jahrhundert am 26. Dezember das Gedächtnis des Heiligen Stephanus, des ersten Märtyrers. Heute ist der Tag in vielen Gemeinden Gedenktag für all diejenigen, die wegen ihres Glaubens verfolgt werden.

Nicht nur als einen Aufruf an die lutherische Gemeinde, ihre Standhaftigkeit gegenüber der "alten Kirche" zu bewähren, setzte Melchior Neukirch 1591 sein Stück ein, sondern auch als einen Protest gegen die theaterfeindlichen "Kryptokalvinisten", die damit auch eine Vermittlung von Überzeugungen durch das Text-Bild-Medium Theater verhinderten. Genau das macht das Drama für eine aktuelle Inszenierung spannend, denn zur Verteidigung des Theaters schöpft Neukirch aus dem vollen Repertoire theatraler Möglichkeiten. Er spielt mit verschiedenen Elementen des vorreformatorischen geistlichen Spiels, gesteht den Teufeln neben Stephanus und den Aposteln eine Hauptrolle zu, lässt Gott selbst aus dem Himmel sprechen und schreckt nicht einmal vor einer Prozession inmitten des Stücks zurück, um seinem Publikum selbst eine Rolle zuzuweisen.

Die Theatergruppe des Instituts für Germanistik will das Experiment wagen, ob Neukirchs Methoden der Überzeugung und der Integration des Publikums in das dargestellte Geschehen heute noch nachempfunden werden können. Das Publikum darf sich also darauf einstellen, dass es nicht nur, wie bei vielen der früheren Aufführungen, mitsingen darf, sondern dass es auch mit den Teufeln durch die Stadt zieht – als Mittäter, als Mitopfer oder doch nur als Zuschauer?

Aufführungen
6.Dezember, 16.00 Uhr: Grünberg, Hospitalkirche – Abschluss am Diebsturm
13. Dezember, 18.00 Uhr: Bamberg, Katharinenkapelle – Abschluss in der alten Hofhaltung
16. Dezember, 18.00 Uhr: Gießen, Pankratiuskapelle – Abschluss am Lindenplatz.

red

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