Ins Rampenlicht
"Hummel mit Wodka" vom Gießener Zeichner Andreas Eikenroth Zeichnung: Eikenroth
Es kommt der Tag im Leben eines Musikers, da wird es zu eng im Proberaum. Als richtiger Rockmusiker will man schließlich raus auf die Bühne. Und zwar nicht auf die Bühnen der Kellerkneipen und Jugendzentren in der Provinz, sondern auf die großen Bühnen der Welt. Oder zumindest auf die Bühnen der Kellerkneipen und Jugendzentren in der Großstadt.
Genau da zieht es die Helden von Andreas Eikenroths neuer Graphic Novel "Hummel mit Wodka" hin. Doch die Wochenendtournee durch Hamburgs Hinterhofschuppen wird vom Start weg zum Trip voller Hindernissen, weil ausgerechnet der Drummer und der Bassist am entscheidenden Wochenende keine Zeit haben.
Aber wo ein Wille ist, ist für einen Musiker, der der Provinz entfliehen will, auch ein Weg. Besonders, wenn in der großen Stadt die einstige große Liebe lebt, zu der der Kontakt aber bis auf gelegentliche Postkarten abgebrochen ist. Also geht's schwitzend im überfüllten Regionalzug mit dem Wochenendticket Richtung Elb-Metropole, in der auf die hoffnungsfrohen Musiker unter anderem Ninja-Dreads, Intrigen und raue Thekenkapitäne warten. Und wer da noch meint "Lebe jeden Tag, als wäre es der Letzte", war noch nie mit einer Band auf Tour.
"Ich kann am besten über Sachen schreiben, mit denen ich mich auskenne, berichtet der Gießener Zeichner Eikenroth, der lange Jahre bei I.H.Ska und inzwischen bei der Nachfolgeband als Sänger auf der Bühne steht.
Eikenroths Protagonisten sind aus dem Leben gegriffen, haben meist keine besonderen Fähigkeiten, fallen öfters auf die Schnauze stehen aber immer wieder auf und gehen positiv gestimmt weiter ihren Weg. Und genau das ist es, was seine Figuren auszeichnet, was sie so sympathisch und die Comics des Gießeners so unwiderstehlich macht. Für sein Album "Die Schönheit des Scheiterns", wurde er denn auch 2014 mit dem renommierten ICOM-Independent-Comic-Preis für das beste Szenario ausgezeichnet.
Der neue Band "Hummel mit Wodka" ist eine eigenständige Geschichte. Er greift aber die Fäden aus der "Schönheit des Scheiterns" wieder auf: Das Leben und Leiden des Musikers in der Provinz zwischen einer ordentlichen Berufsausbildung einerseits und"Sex, Drugs & RockÔnÔRoll" andererseits.
Also: Gibt es auch nach den Erlebnissen der jüngsten Hamburg-Tournee eine Zukunft für die Band? Vielleicht, sagt Eikenroth. Ein paar Ideen hat er schon.