Ausgezeichnete Spitzenforschung
Team um Gießener Lungenforscher Prof. Ghofrani erhält Zukunftspreis Foto: JLU / Rolf K. Wegst
Allein die Nominierung für den renommierten Deutschen Zukunftspreis war eine Auszeichnung. Als Bundespräsident Joachim Gauck dann am 2. Dezember in Berin verkündete, dass der Gießener Lungenforscher Prof. Ardeschir Ghofrani den Zukunftspreis 2015 für die Entwicklung eines Medikaments gegen Lungenhochdruck erhält, hätte die Freude an der Justus-Liebig-Universität (JLU) kaum größer sein können.
"Wir an der JLU sind sehr stolz auf diese innovative Forschungsleistung des Gießener Lungenforschers. Der Deutsche Zukunftspreis ehrt einen unserer renommiertesten Mediziner und verleiht dessen exzellenter Arbeit ein weiteres Prädikat", betonte Unipräsident Joybrato Mukherjee: "Dieser Preis ist zudem eine bundesweite Anerkennung der Forschungsstärke der JLU, der Exzellenz der Gießener Lungenforschung, gleichzeitig aber auch der Innovationskraft der gesamten Medizinregion Mittelhessen."
Ghofrani, der in diesem Herbst einen Ruf auf die W3-Professur für Pulmonary Vascular Medicine an der JLU angenommen hatte und zuvor bereits in der Gießener Lungenforschung mit großem Erfolg tätig war, zeigte sich überglücklich über seinen sensationellen Erfolg: "Ich bin überwältigt, dass wir uns in der Endausscheidung mit unserem Team gegen zwei weitere hervorragende Projekte durchsetzen konnten."
Von der Innovationskraft seiner Forschungsergebnisse ist er überzeugt: "Unser neuartiges Medikament schenkt unseren Patientinnen und Patienten mit Lungenhochdruck neue Hoffnung auf Besserung ihrer schweren Erkrankung. Die Entwicklung von Riociguat, das aus einer engen Zusammenarbeit zwischen dem Gießener Lungenforschungszentrum und den Wissenschaftlern der Firma Bayer resultierte, steht beispielhaft für das Potenzial, welches in strategischen Forschungsallianzen steckt."
Ghofrani von der JLU, Prof. Johannes-Peter Stasch und Dr. Reiner Frey, beide von der Firma Bayer, haben mit ihrem Team ein Medikament zur Behandlung von zwei lebensbedrohlichen Formen des Lungenhochdrucks entwickelt.
Menschen, die von dieser schweren Erkrankung betroffen sind, haben eine erheblich eingeschränkte Lebenserwartung. Sie leiden unter Leistungsmangel, Atemnot und kreislaufbedingten Ohnmachtsanfällen, wodurch sie selbst bei alltäglichen Aktivitäten wie Treppensteigen oder beim Verrichten des Haushaltes stark eingeschränkt sind. Bleiben Erkrankte unbehandelt, führt der Lungenhochdruck binnen weniger Jahre zum Tod durch Herzversagen.
Das innovative Medikament kann den von der schweren Erkrankung Betroffenen erhebliche Besserung verschaffen für einige ist das Arzneimittel aus Deutschland die erste verfügbare medikamentöse Therapie.
Die Erforschung des Wirkmechanismus des Medikaments beruht auf einer 130 Jahre alten Therapie mit Nitroglycerin: Initial als Sprengstoff verwendet, wird es bei Angina pectoris eingesetzt. Im Körper setzt es Stickstoffmonoxid frei, das die Gefäße erweitert und den Blutdruck senkt, aber auch sehr schnell abgebaut wird. Stickstoffmonoxid wird auch vom Körper selbst gebildet. Patienten mit Lungenhochdruck bilden zu wenig Stickstoffmonoxid und der Druck in den Lungenarterien steigt. Der innovative Wirkstoff dagegen stimuliert direkt ein Enzym namens lösliche Guanylatcyclase und beeinflusst es gleichzeitig so, dass es auf das körpereigene Stickstoffmonoxid sensibler reagiert.
Medikamente, welche die Guanylatcyclase direkt stimulieren und somit die Wirkung von Stickstoffmonoxid verstärken oder gar ersetzen können, stellen eine hoffnungsvolle Therapie für Lungenhochdruck dar. Mittlerweile mehren sich in der Wissenschaft zudem die Anzeichen dafür, dass Guanylatcyclase-Stimulatoren auch bei vielen anderen Herz-Kreislauferkrankungen positive Wirkungen haben können.