Express Online: Editorial | 17. Februar 2005

In der Mitte

Frohe Kunde für Mittelhessen: Sowohl Gießen als auch Marburg sind unter den 15 Preisträgern des Wettbewerbs "Ab in die Mitte" 2005. War Gießen im ersten Jahr der Landes-Initiative noch leer ausgegangen, bekam Marburg 2003 für das anregende Treppenprojekt eine Finanzspritze. 2004 war es umgekehrt: Da guckte MR in die Röhre und GI wurde – astronomisch inspiriert vom "Venusdurchgang" – auf vielfältige Weise zum Hort der Liebe. Das illustriert schon die Spannbreite der Konzepte, allesamt dem Zweck dienend, viel Volk ins Stadtzentrum zu locken, um dessen drohender Verödung zu wehren. Gute Sache, da die Projekte fraglos den Veranstaltungskalender bereichern.

Offen bleibt die Frage, ob die Belebung zeitlich über den jeweiligen Event hinaus wirkt; ob es gelingt, "die Identität der Innenstädte zu stärken", wie Wirtschaftminister Rhiel sich ausdrückt. Sei's drum: Im Lahn-Venedig wird mit 8.000 Euro das Projekt "Schlammbeißer in Gießen – Kanäle, Kultur und Kompetenz" gefördert. Und die Hügelstadt bekommt 12.000 Euro für "Innen – Gewinnen! Ab in die Mitte! Familien erobern Marburg".

Letzteres beweist erneut, dass ein tumber Titel den Preis nicht verhindern muss – als hätte "Familien erobern Marburg" nicht völlig ausgereicht. Und der Wettbewerbsname wird unnötigerweise auch noch reingebacken. Wie griffig dagegen etwa "Night life in Niddatal" oder "Zeitmaschine Lorsch". Doch die Wahl eines möglichst sperrigen Mottos hat in Marburg Tradition. Hieß doch schon das Festival der Treppen "hinauf, hinab – dasselbe".

Daniel Hajdarovic



Copyright © 2005 by Marbuch Verlag GmbH