Express Online: Editorial | 12. Mai 2005

Angst

Roland Koch bezeichnet das Universitätsklinikum Gießen und Marburg als "Leuchtturmprojekt", mit dem er neue Maßstäbe setzen will. Groß wird es sein, das viertgrößte Universitätsklinikum Deutschlands – und das erste privatisierte. Doch viele Mitarbeiter und Patienten haben Angst. Angst vor dem Verlust ihrer Arbeitsplätze, vor schlechterer medizinischer Versorgung und davor, dass die Freiheit von Forschung und Lehre eingeschränkt wird. Sogar die Ärzte streiken, zum ersten Mal seit 30 Jahren.

Der Verkauf von Kliniken an private Betreiber "passiert" aber nicht einfach so. Auf die Ankündigung einer Privatisierung folgt ein politischer Aushandlungsprozess. In Kassel konnte dabei seit 1992 eine Privatisierung verhindert werden. Durch Proteste und die Fusion mit drei anderen Kliniken gelang es, Löhne, Stellen und die öffentliche Trägerschaft bis 2012 zu sichern. Wie der Prozess in Mittelhessen ausgehen wird, bleibt abzuwarten. Nicht zuletzt, da das Bundeskartellamt gerade Bedenken gegen die Kombination von Fusion und Privatisierung angemeldet hat.

Unschöne Details im Vorfeld sind zu vermelden: Personalräten und Pflegedirektorinnen blieb die Teilnahme an dem mit der Fusion betrauten Steuerungsgremium der Landesregierung zunächst versagt. Und damit gleich zwei Gruppen, die zu den Hauptleidtragenden gehören könnten. Zumindest die Personalräte wurden inzwischen als "Gäste" in das Gremium aufgenommen.

Petra Schmittner



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