Express Online: Editorial | 18. August 2005

Ermüdungsbrüche

Dass es zwischen den Vorständen der Uni-Kliniken in Marburg und Gießen seit langem Spannungen gab, ist kein Geheimnis. Noch in den letzten Monaten vor der Fusion der Hochschulkrankenhäuser Anfang Juli hatte es wiederholt Auseinandersetzungen gegeben. Gießens Medizin-Dekan Hans Michael Piper hatte etwa dem Ärztlichen Direktor des Klinikums Marburg, Matthias Schrappe, sowie dem Marburger Kaufmänischen Direktor Hans-Joachim Conrad vorgeworfen, sie versuchten Gießen zu benachteiligen und disqualifizierten sich deshalb für die Mitarbeit in einem gemeinsamen Klinikumsvorstand.

Jetzt hat Schrappe das Handtuch geworfen, will schon zum 1. September an die Privat-Universität Witten/Herdecke wechseln. Insider gehen davon aus, dass der Krankenhausmanager frustriert war, weil er nur zum stellvertretenden Vorsitzenden des fusionierten Uni-Klinikums bestimmt wurde.

Dass Schrappe freilich so unerwartet plötzlich seinen Hut nimmt, ist denkbar ungünstig. Schließlich steht im Januar die Privatisierung an. Just dieser Tage sind Vertreter der fünf Krankenhauskonzerne, die das Uni-Klinikum übernehmen wollen, in Mittelhessen auf Besichtigungstour. Denen wird Schrappes Abgang immerhin deutlich machen, wie es auch nach der Fusion um den Willen zur Zusammenarbeit so mancher Mediziner in Gießen und Marburg bestellt ist.

Georg Kronenberg



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