Express Online: Thema der Woche | 19. Mai 2005

Clubbiges aus Mittelhessen

Tourdaten:
21.05. Darmstadt – Line 9
25.05. München – Residenz
02.07. Duisburg – Landschaftspark
30.07. Sylt – Sansibar
12.08. Saalburg – SonneMondSterne Festival
19.08. Frankfurt/M. – Beach Club
20.08. Frankfurt/M. – Beach Club
 
CD-Info:
Titel: Skip and his Elephant
Label: Ministry of Sound Germany
Vertrieb: Edel Music
VÖ: 23.05.2005
Savo Ivanic
Die Gießener Elektronik-Tüftler von Hacienda veröffentlichen am kommenden Montag ihr neues Album

Eigentlich ist seit Mitte der Achtziger Jahre die Rhein-Main-Region und hier vor allem die Metropole Frankfurt zuständig für hessische House- und Techno-Exporte. DJs und Produzenten wie Torsten Fenslau, Talla 2XLC oder Jam & Spoon beförderten von hier aus den weltweiten Siegeszug der elektronischen Musik.

Dass aber auch die in Sachen Dance und Elektro als eher verschlafen geltende mittelhessische "Provinz" etwas zu melden hat, beweist mal wieder das Gießener Duo Hacienda. Marcus Finger und Jürgen Kadel, wie die beiden Technik-Tüftler mit bürgerlichen Namen heißen, legen am kommenden Montag ihr mittlerweile fünftes Album vor. Titel: "Skip and his Elephant".

Die Scheibe erscheint nicht etwa bei irgendeinem Hinterhof-Independent, sondern wird vom deutschen Ableger des renommierten britischen Labels Ministry Of Sound veröffentlicht. Die Firma hat unter anderem Künstlern wie Kate Ryan ("Desenchantée", "Libertine") oder ganz aktuell der Cabin Crew mit ihrem clubbigen Boy-Meets-Girl Cover "Star To Fall" zum Durchbruch verholfen.

Ihre erste CD veröffentlichten Finger und Kadel bereits 1996, damals auf Sven Väths Label Harthouse. Der Longplayer entwickelte sich vor allem in Großbritannien zum Club-Renner, was für deutsche Produktionen zu jener Zeit alles andere als selbstverständlich war. Die britische Presse, mit Superlativen schnell zur Hand, feierte Hacienda bereits als deutsche Antwort auf House-Legenden wie Fila Brazilia oder Nightmares On Wax.

In den darauffolgenden Jahren produzierte das Duo drei weitere Alben und brachte es auf über 400 Live-Gigs, die die beiden bis nach Spanien, Japan und in die Türkei führten. Am Bosporus landeten sie mit "Sabor" sogar einen veritablen Hit.

Die neue Hacienda-CD wartet nun mit einem Mix aus clubbigen Chill-Out-Grooves, harten Elektro-Rhythmen und tanzbarem Vocal-House auf. "Das Album erzählt die Geschichte von zwei Charakteren, Skip und seinem Freund Elephant", so Finger, "die zwei traurige, aber auch sehr liebenswerte Versagergestalten sind. Das Ganze ist eingepackt in einen Sound, den man als ,dancing with tears in my eyes' beschreiben kann." Soll heißen: Ein Wechselspiel von kühler Elektronik und Melancholie. Marcus Fingers Zitat des Ultravox-Hits von 1984 sollte jedenfalls nicht als Hinweis auf ein Tribut an die Achtziger missverstanden werden. Vielmehr sind Einflüsse von Genre-Größen wie Daft Punk, Tom Novy oder den Chicks On Speed nicht zu überhören. Stimmlich unterstützt werden Hacienda diesmal von Rapper MC Ronin, Caitlin Devlin von Elektrochemie LK ("Schall") sowie Top-Model Eva Padberg.

Neben ihren Jobs als Produzenten betätigen sich Kadel und Finger als Remixer, wobei sie da auch schon mal über den eigenen Tellerrand schauen. So verpassten sie der eher gemächlichen Popnummer "Geile Zeit" ihrer Gießener Band-Kollegen von Juli einen clubtauglichen Anstrich. Jürgen Kadel, der mit Juli-Frontfrau Eva Briegel befreundet ist, erzählt: "Remixe machen ist extrem spannend, weil man einem bereits bestehenden Song seinen ganz eigenen markanten Stempel aufdrücken kann. Das macht dann auch insbesondere viel Spaß, wenn es total genreübergreifend funktioniert, wie beispielsweise bei unserem Remix, den wir für Juli gemacht haben, und der doch extrem oft in Clubs zu hören war".

Ihre Live-Qualitäten stellen die beiden Soundtüftler in Begleitung einer echten Band ab übermorgen während einer Deutschland-Tour (siehe Kasten oben) unter Beweis.

Savo Ivanic



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