Express Online: Editorial | 16. Februar 2006

Profiteure

Auch wenn längst nicht so durchgängig gejubelt wurde, wie den Fernsehzuschauern von Stefan Raabs Bundesvision Song Contest bei der Live-übertragung gezeigt wurde: Die Show war natürlich prima inszeniert. Die Fans der 16 für jedes Bundesland angetretenen Bands brauchten im Vorfeld auch nicht aufwändig eigene Banner, Fähnchen oder Transparente aus Bettlaken zu basteln. Die komplette Fan-Ausstattung bis zum "Marlon"- oder "Revolverheld"-Shirt gab's von ProSieben und den unterstützenden Privatradiosendern aus den verschiedenen Bundesländern gratis dazu – so wie das inzwischen ja auch bei Wahlkampfveranstaltungen von Parteien üblich ist.

Dass Vorjahressieger "Juli" bei dem Heimspiel außer Konkurrenz den meisten Applaus bekamen, verwunderte nicht, ebenso wenig, dass "Seeed" den Pop-Pokal gewannen. Schließlich war die Berliner Formation die mit Abstand prominenteste im Teilnehmerfeld. Ein weiterer Publicity-Zuwachs durch den Sieg ist natürlich immer eine feine Sache, und auch Stefan Raab kann einen weiteren Erfolg auf seinem Weg verbuchen, der zweite Ralph Siegel zu werden.

Am meisten haben aber wohl die teilweise hunderte Kilometer mit dem Bus angereisten Zuschauer profitiert. Von denen wussten viele nicht einmal, wo Wetzlar überhaupt liegt.

Georg Kronenberg



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