Express Online: Editorial | 2. März 2006

Scherben zusammenkehren

Faschingsmuffel können aufatmen. Die feucht-fröhlichen Umzüge verkleideter Menschenmassen zu den Klängen des Narhallamarsches sind für dieses Jahr vorbei und die meisten Scherben zusammengekehrt. Größere Vorfälle außer den üblichen Alkohol bedingten Streitigkeiten hat es laut Polizei bei den Karnevalsumzügen in Gießen und Marburg nicht gegeben. Anderswo ging's da rauer zu. In Schnaittenbach in der Oberpfalz etwa hat ein Narr eine Polizistin mit einer Schnapsflasche k.o. geworfen – versehentlich. Die Narren hatten neben Bonbons auch mit Apfelschnaps gefüllte Fläschchen in die Zuschauermenge geschleudert.

Der Marburger Apotheker Gregor Huesmann, Spitzenkandidat der dortigen Bürgerliste bei der Kommunalwahl wird derweil auch nach Aschermittwoch wohl noch einige Zeit brauchen, um Scherben aufzukehren. Schließlich ist just vier Wochen vor der Wahl publik geworden, dass die Staatsanwaltschaft einen Strafbefehl von 108.000 Euro gegen ihn verhängt hat, weil er den auch als Dopingmittel verwendeten Grundstoff Ephedrin in größeren Mengen verkauft hat.

Der um öffentliche Auftritte eigentlich nicht verlegene Apotheker hat als "Pharmarebell" schon bundesweit für Aufsehen gesorgt, unwirksame oder überteuerte Arzneimittel als "Scheiß des Monats" angeprangert und auch schon bei Günter Jauch Cola gebraut. Den Strafbefehl hatte er freilich in aller Stille bezahlen wollen, damit die Angelegenheit nicht vor Gericht breit getreten wird.

Georg Kronenberg



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