Express Online: Editorial | 30. März 2006

Dürftig, dürftig ...

Die endgültigen Ergebnisse liegen bei Redaktionsschluss am Montag noch nicht vor. Nur eines ist sicher: Waren es 2001 immerhin 52,9 Prozent, so trieb es heuer wohl nicht einmal jeden zweiten wahlberechtigten Hessen zur Stimmabgabe an die Urne. Offensichtlich war damit die Beteiligung bei den Hessischen Kommunalwahlen vom vergangenen Sonntag so niedrig wie niemals zuvor.

Woran lag's? Am Wetter und der Umstellung auf die Sommerzeit wohl kaum. Am Wahlvorgang als solchem? Sicher, von handlichen Wahl"zetteln" kann im Zeitalter des Kumulierens und Panaschierens nicht mehr die Rede sein, und bei hunderten Kandidaten und -zig Stimmoptionen leidet bisweilen die Übersichtlichkeit hinterm Sichtschutz. Jedoch konnte, wer es einfacher haben wollte, sich schließlich des Listenkreuzes bedienen.

Sollte mehr als die Hälfte des Wahlvolks etwa so selbstbestimmt kurzsichtig sein, die Themen vor der Haustür übersehen zu wollen? Um sich, wenn's wieder zu spät ist, darüber zu beklagen, dass der vielzitierte kleine Mann nie gefragt wird, wenn es um die Gestaltung von Gesellschaft geht? Politik fängt bekanntlich direkt vor der eigenen Nase an, und der Wähler wird bisweilen gern zum Souverän erhoben.

Nach der mehr als blamablen Vorstellung vom vergangenen Sonntag wäre wohl mal ein saftiger Tritt in dessen herrschaftlichen Arsch angebracht, um ihn wieder auf Trab zu bringen.

Michael Arlt



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