Express Online: Editorial | 7. September 2006

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Hefeteig mit 300g Mehl, Päckchen Hefe, EL Salz, 200 ml Wasser und 2 EL Öl. Darauf ein Mix aus: 2 kg Zwiebeln in Ringen (wer hat: Küchenmaschine zum Kleinmachen!), portionsweise in Butterschmalz sanft angebraten, sowie 500g Speck, 500g saurer Sahne, 2 Eiern, 2 EL Kümmel, Salz, Cayennepfeffer und Rosenpaprika. Fertigen Teig mit Belag nochmal 30 min gehen lassen, bei 180 Grad im nicht vorgeheizten Ofen 40 min backen. Reicht für eine Familie plus Nachbarn. Dazu mindestens drei Gläser Federweißen pro Person.
Darkroomsommer

Okay, die Sonne zeigt sich wieder. Aber wenn man die Nase in die Luft hält und das Odeur von Stoppelfeldern, frischen Äpfeln, Zwiebelkuchen* und ersten Gummimonstermasken schnuppert, führt kein Weg an der Erkenntnis vorbei: Der Sommer 2006 war mal.

Man fühlt sich irgendwie betrogen, wenn einer von drei Sommermonaten der sonnenloseste seiner Art seit 1951 war und fast doppelt so viel Niederschlag wie üblich auf Haus, Garten und Laune niederprasseln ließ. Dieser Sommer glich einem Quickie im Darkroom: sehr kurz und sehr heftig. Frühling? Aus Kostengründen gestrichen. Irgendwann im Juni machte es einfach Klick, und aus 10 Grad wurden gefühlte 65. Mit dem nächsten Klick Anfang August waren es wieder zehn. Ob plus oder minus, darüber gehen die Ansichten auseinander.

Was sagt uns das? Nun, darauf, dass ein Jahrhundert ungefähr 98 "Jahrhundertsommer" mitbringt, dürfen wir uns wohl erst mal einstellen: Der Klimawandel gilt mittlerweile als Tatsache, nur über die Ursachen streiten naturgemäß die diversen Lobbygruppen aus Industrie, Forschung und Umweltschutz.

Sanfte Übergänge hingegen können wir wohl vergessen. Ich bereite mich schon mal darauf vor, dass die derzeitige Herbstsonne irgendwann dem ersten Schneesturm die Klinke in die Hand gibt.

Aber bis dahin laufe ich noch über ein paar Stoppelfelder, pflücke duftende frische Äpfel und backe erstklassigen Zwiebelkuchen*. So ist der Mensch nun mal.

Stefan Balzter



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