Express Online: Editorial | 23. November 2006

Reaktionen

Da sage noch einer, dass engagierter Lokaljournalismus heutzutage keine Wirkung mehr hat: Da deckt unser Kollege Stefan Säemann dieser Tage auf, dass ein Rechtsextremist, der Mitglied der vom Verfassungsschutz beobachteten Burschenschaft Dresdensia Rugia ist, im Vorstand des CDU-nahen Rings Christlich Demokratischer Studenten (RCDS) in Gießen sitzt – worauf das enttarnte RCDS-Vorstandsmitglied noch während des Telefonats mit dem Journalisten seinen Rücktritt erklärt.

Der zu Recht ziemlich in die Bredouille geratene RCDS erklärt wachsweich, dass der Betroffene ja nur noch "formell das Amt weiterhin begleitet" habe – und verabschiedet flugs eine "Unvereinbarkeitsklausel", nach der es ab sofort keine Mitgliedschaften von Angehörigen der umstrittenen "Burschenschaft Dresdensia-Rugia" mehr geben darf.

Und wir es gerade noch rechtzeitig vor Drucklegung schaffen, den dazugehörigen Express-Artikel umzubauen. Denn auch der für Samstag, 25. November, in der Burschenschaft eigentlich geplante "Wolfstanz" – ein Konzert mit Musikgruppen aus dem rechtsradikalen und okkulten Spektrum – wird kurzfristig abgesagt.

Die Wölfe haben ihren Schwanz eingezogen", kommentiert der am Dienstag mit dieser Nachricht konfrontierte Gießens Stadtpressesprecher Christoph Zörb treffend.

Georg Kronenberg



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