Express Online: Editorial | 14. Dezember 2006

Kaufen als Kulturgut

Mitten in der konsumfreudigsten Zeit des Jahres ereilt uns eine Neuerscheinung auf dem Buchmarkt, die Hoffnung macht auf mehr Niveau und Anspruch in punkto Kaufverhalten.

Wolfgang Ulrichs "Habenwollen" erklärt in vier spannenden Kapiteln Entwicklung, Ästhetik, Grundlagen und Dimensionen der Konsumkultur und will Anreiz geben sowie mehr Interesse wecken für vieles Alltägliche um uns herum.

Der promovierte Philosoph plädiert dabei für einen unverkrampften Umgang gegenüber der Produktwelt und ist sich sicher, dass die Konsumkultur irgendwann zur Hochkultur erwachsen sein wird. Dafür wünscht sich der Publizist sogar ein neues Schulfach an der Schnittstelle von Kunst und Deutschunterricht, das aktuelle Tendenzen der Praxis in Produktdesign und Marketing schülergerecht behandeln soll.

Durchaus kritisch, aber ohne pauschale Skepsis wie bisher, wo Konsum- oder gar die böse Spaßgesellschaft für rote Fahnen vor den Augen politisch korrekter Lehrkörper gesorgt haben. Eine Markeninszenierung kann laut Ulrich als phantastischer Mehrwert nämlich durchaus einen positiven Effekt für den Verbraucher darstellen. Und den gibt es eben meist gratis dazu. Kaufen als Kulturgut – da kann man doch gerade zum Feste herzhaft unverkrampft mit anfangen.

Rüdiger Oberschür



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