Express Online: Thema der Woche | 30. November 2006

Jenseits von Resignation

Zweiter AIDS-Awareness-
Day Marburg
Donnerstag, 30. November, ab 22 Uhr: AIDS Warm-Up-Party in der ZWEIBAR
Freitag, 1. Dezember, ab 11:30: Infostände: Mensa Erlenring, Mensa Lahnberge, Marktplatz und Phil-Fak
17:15 Uhr: "Steps for the future": Kurzfilme zum Thema HIV/AIDS im Capitol Marburg, EINTRITT FREI
19:30-21 Uhr: Diskussion im historischen Rathaussaal: "Die Folgen von HIV/AIDS für Kinder" u.a. mit Gertrud Langensiepen von Terra Tech e.V.
Ab 21:30 Uhr: AIDS-
Awareness-
Abschlussparty im Happy Go Lucky, Erlöse gehen an das Terra Tech e.V. "AIDS-Waisenprojekt in Kambhoke und Majembeni" in Swaziland/ Südafrika
Nyumbani, was auf Kiswahili "zu Hause" bedeutet, ist mittlerweile eines der größten Projekte für HIV-positive Kinder und Aids-Waisen in Afrika südlich der Sahara.

Ursprünglich sollte an dieser Stelle ein Interview mit Father Angelo D'Agostino, dem Gründer von Nyumbani in Kenia kommen. Das Foto von ihm war bereits im August gemacht, die Absprachen getroffen und der Zeitpunkt von langer Hand gewählt. Während einer Herzuntersuchung im Karen Krankenhaus von Nairobi verstarb Father D'Agostino am 20. November achtzigjährig nur wenige Tage, bevor einer seiner größten Wünsche in Erfüllung gehen sollte: der Einzug der ersten vierzig Aids-Waisen in das Nyumbani Village Projekt.

Nyumbani, was auf Kiswahili "zu Hause" bedeutet, ist mittlerweile eines der größten Projekte für HIV-positive Kinder und Aids-Waisen in Afrika südlich der Sahara. 1992 begann D'Agostino mit der Fürsorge für drei Aidswaisen, um ihnen nicht nur Schutz und Nahrung zu geben, sondern um sie auch medizinisch, seelisch und geistig mit allem zu versorgen, was ein Kind zu einem menschenwürdigen Leben braucht. Zusätzlich zu einem Waisenhaus für 100 Kinder mit Krankenstation und Diagnostiklabor hat D'Agostino seitdem ein Hilfsprogramm in den Slums von Nairobi auf die Beine gestellt, das mittlerweile über 3000 mit dem Aids Virus infizierte Kinder medizinisch versorgt und deren Familien unterstützt. In Kitui, das drei Autostunden östlich von Nairobi liegt, baute D'Agostino mit internationaler Hilfe "Nyumbani Village", ein Dorf, in dem zukünftig 1200 Aidswaisenkinder und 250 Großeltern zusammenleben und eine sichere Schutz- und Lebensperspektive finden werden. Die Idee von Nyumbani Village ist, dass die Kinder versorgt werden und die Alten nicht allein sind. Angesichts einer HIV-Infektionsrate von ca. 14 Prozent in der Region von Kitui und einer Alterspyramide, die der mittleren Generation durch Aids beraubt wurde, ist das ein konkreter Versuch, menschliches Leben zu schützen.

In den 25 Jahren seit der Entdeckung des HI-Virus ist Aids immer mehr zu einer Bedrohung für Kinder geworden. In einigen Ländern des südlichen Afrikas ist Aids für Kinder die Todesursache Nr. 1. Die Hälfte aller Neuinfizierungen trifft junge Menschen unter 25 Jahren. Damit HIV-positive Kinder nicht nur in Kitui und Kenia überleben können, brauchen sie Aids-Viren hemmende sogenannte antiretrovirale Medikamente. D'Agostinos' Forderung nach kindgerechten und bezahlbaren antiretroviralen Medikamenten, nach Aufklärung, mehr Schulen und besseren Bildungschancen und seine jahrelange und unermüdlichen Arbeit für die Rechte von aidsinfizierten und durch Aids verwaisten Kindern machten ihn zu Lebzeiten für Politiker und Pharmakonzerne oft unbequem. Crusader for the Rights of Children wird D'Agostino jetzt in diversen Nachrufen genannt, auch von Leuten, die ihn nicht unterstützt haben, obwohl sie es gekonnt hätten.

Angesichts der Aids-Katastrophe tat er, was er tun musste und nahm oft vorweg, was die weltweite UNICEF-Kampagne "Du und ich gegen Aids" seit 2005 nachdrücklich fordert. Pharmaunternehmen müssen kinderverträgliche Medikamente entwickeln und sich glaubwürdiger um einen Aids-Impstoff bemühen. Sie müssen Aidsmedikamente billiger anbieten und Lizenzen für Nachahmerprodukte vergeben. Mehr als sechs Millionen Menschen in Entwicklungsländern brauchen antiretrovirale Medikamente. Von den 2,2 Millionen Kindern, die mit dem Virus leben, werden nur 20.000 mit den überlebenswichtigen Medikamenten versorgt. Die Regierungen der Industrienationen und der Entwicklungshilfeländer werden von UNICEF weiterhin aufgefordert, dafür zu sorgen, dass alle Kinder in die Schule gehen können und wirkungsvoll über Aids aufgeklärt werden.

Vor allem aber muss die Entwicklungshilfe für die Gesundheitsdienste und die Betreuung von Aids Waisen und HIV-infizierten Kindern aufgestockt werden. Konkret bedeutet das, dass z.B. das wichtigste Werkzeug im Kampf gegen Aids, der Globale Fonds zur Bekämpfung von Aids, Tuberkulose und Malaria stärker finanziert werden muss. Zwar stellt die Bundesregierung seit 2003 rund 300 Millionen Euro jährlich für die Bekämpfung von Aids zur Verfügung, das sind aber nur fünf Prozent der gesamten Entwicklungshilfe. Die zeitnahe und konkrete Umsetzung der UNICEF Forderungen ist daher sehr dringend. Das würde auch Father Angelo D'Agostino so sehen.

Weitere infos unter: www.nyumbani.org, Unterstützung unter Stichwort: "I SEE Nyumbani", Kontonummer: 18408201, Volksbank Mittelhessen, BLZ: 513 900 00

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