Express Online: Editorial | 8. Februar 2007

Authentisch

Jetzt ist das "Wintermärchen" also tatsächlich wahr geworden, allem Verletzungspech der deutschen Handballer noch kurz vor der WM zum Trotz. Und der freundliche, immer so erstaunlich ruhig agierende Mann mit dem Walross-Schnauzer und trockenen Humor hat mit seinen Schützlingen so ganz nebenbei gezeigt, was Sport jenseits des Medienhypes ausmacht: Bodenständige Athleten, die authentisch rüberkommen, weil sie einfach dass machen, was sie gut können, – Handball spielen und nach dem Sieg auch mal ordentlich einen trinken – und die nicht jedes Wort wegen millionenschwerer Werbeverträge auf die Goldwaage legen oder sich für den besseren Marktwert in Popstar-Manier inszenieren.

Irgendwie hat diese WM im kalten Januar mit diesen sympathischen Akteuren so eigentlich noch mehr Spaß gemacht, als das ganze Sommermärchen, all seiner Fanmeilen bei Bilderbuchwetter zum Trotz. Und mehr gelernt, als bei der Klinsmann-Show 2006 haben wir wahrscheinlich auch. Wer von den 20,53 Millionen Endspiel-Zuschauern hätte etwa vor dem Turnier gewusst, wie viele Spieler es für eine Handball-Mannschaft braucht?

Handball mag zwar die Sportart Nummer 2 in Deutschland sein und 826.615 Mitglieder hierzulande sind kein Pappenstiel. Fußball als Nummer 1 rangiert aber immer noch klar in einer anderen Liga – mit 6.351.078 Mitgliedern laut Deutschem Fußball-Bund.

Georg Kronenberg



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