Express Online: Editorial | 15. November 2007

Zahlenspiele

Da hatte sich der Mathematik-Professor gründlich verrechnet: 60.000 Besucher jährlich hatte Mathematikums-Erfinder Albrecht Beutelspacher bei der Eröffnung prognostiziert. Doch schon im ersten Jahr zählte das weltweit erste mathematische Science Center doppelt so viele Besucher. Inzwischen sind es pro Jahr 150.000 – und insgesamt in den fünf Jahren seines Bestehens 725.000.

Seit 2002 schreibt das Gießener Mitmachmuseum mit für ein Science Center kleinem Etat, dafür aber "guten Nachrichten am laufenden Band" (Beutelspacher) Erfolgsgeschichte – mit Wissenschaftsfesten, Mathe-Weltrekorden oder auch der Verbindung von Kunst und Mathematik.

Das Mathematikum ist längst der unbestrittene Publikumsmagnet in der mittelhessischen Uni-Stadt. In der ganzen Region gibt es einen einen Boom von Projekten, die sich mal besser, mal schlechter an dem Mitmachmuseum orientieren: das Marburger "Chemikum", das Wetzlarer "Viseum" das geplante Gießener "Criminalium" oder die Idee für ein "Religionikum".

Der erfindungsreiche 57-jährige Mathematiker Beutelspacher, der auch schon mal auf dem Wochenmarkt den Marktschreier macht oder ein Buch über seine "italienische Reise in die Mathematik" schreibt, um der vermeintlichen Geheimwissenschaft den Schrecken zu nehmen, plant derweil im Koordinierungsausschusses unter Federführung des Bundesbildungsministeriums das "Jahr der Mathematik" 2008 mit. Und freut sich, er habe zwar mit dem dauerhaften Erfolg seiner interaktiven Schau gerechnet, aber "ich hätte nie daran gedacht, dass es zu einem Vorzeige-Science-Center mit einem so großen Echo werden würde".

Georg Kronenberg

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