Express Online: Editorial | 8. Mai 2008

Kein schönes Jubiläum

Fast 90 Prozent des E-Mail-Verkehrs besteht heutzutage aus Spam. Da wundert es kaum, dass die ersten Spam-Mails schon unterwegs waren, lange bevor es das Internet überhaupt gab: vor 30 Jahren nämlich, Anfang Mai 1978. Damals schickte Gary Thuerk von der Marketingabteilung der Digital Equipment Corporation an 400 Nutzer des Internet-Vorläufers Arpanet ein und dieselbe Werbe-Mail für eine Firmen-Produktpräsentation, weil er das Briefporto sparen wollte.

Was für Thuerk böse Folgen hatte: Da er seine korrekte Absenderadresse angegeben hatte – was heute natürlich kein Spammer je tun würde – bekam er nicht nur zahlreiche Beschwerde-Mails zurück. Das US-Verteidigungsministerium, das den Internet-Vorläufer Arpanet betrieb, warf ihm gar vor, Staatseigentum zu missbrauchen und drohte seiner Firma mit nicht weniger als dem Ausschluss aus dem Arpanet. Worauf Thuerk, der sich heute als Vorreiter der E-Marketings sieht, schnell versprach, es nie wieder zu tun ...

Nachahmer hat er leider genug, wie auch der tägliche Blick in den elektronischen Express-Briefkasten zeigt. Experten schätzen, dass heute pro Jahr etwa 100 Milliarden Spam- oder Junk-Emails versendet werden. Die meisten Internetnutzer in Deutschland erhalten nach einer Studie der Verbraucherzentralen bis zu 100 Spam-Mails pro Woche. Erfinder Thuerk übrigens, hat kein Interesse an elektronisch übermittelten Glückwünschen zum Spam-Jubiläum und hält seine E-Mail-Adresse lieber geheim.

Georg Kronenberg

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