Express Online: Editorial | 20. November 2008

R.I.P.

Selbstzerstörender Zahnbelag und stetsgeschnittene Fingernägeln. Immervolle Druckerpatronen, ewigleere Staubsaugerbeutel. Bitternötiger Alkoholausweis, automatische Denkdusche, aufrichtige Heringsgeigen, tragbare Schnippworbel. Gibt's alles noch nicht. Stattdessen: Wiederverschließbare Tafelschokoladen. Ein ebenso umsatz- wie umweltgefährdender Marketingversuch der Petrofolienindustrie in Gemeinschaft mit den Selbstkleberverbänden und diversen Mäßigungsbewegungen. Stellt einen Widerspruch in sich dar und gehört nach den Regeln des gesunden Menschenverstandes und -appetites sowieso verboten.

Per Zufall ist mir beim ziellosen Botanisieren in den Süßwarenschluchten meiner bevorzugten Einkaufsgründe wohl eines der letzten ursprünglichen Exemplare einer Allgäuer Qualitätstafelschokolade ins Netz gegangen. Nach fachmännischem Aufbrechen, sachgerechtem Zerlegen und raschem Verzehr ziert dessen Papier/Alu-Kompositskalp, auf einen Balsaholzkern von passendem Format gezogen, nun meine kleine Sammlung ausgestorbener Liebgewonnenkeiten. Den wissbegierigen Kindlein zur Nutzung. Der Nachwelt aber zur Mahnung.

Michael Arlt

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