Express Online: Editorial | 11. Dezember 2008

Das Meer und die Sonne

... sind den Menschen aus den Wohlstandsregionen der Erde, für die selbst in Krisenzeiten Konjunktur und Konsum wichtiger als das Leben selbst zu sein scheinen, eine erholsame Wohltat. Auch für die internationalen Handelsbeziehungen sind die mit militärischen Mitteln von Piraten zu säubernden Meere eine wichtige Grundlage ihrer prosperierenden Geschäfte.

Für Menschen, die vor Hunger, Gewalt und Tod aus den Ländern Afrikas fliehen – unter ihnen z.B. Fischer und Kleinbauern, die ihrer Lebensgrundlage beraubt werden, weil sie mit den EU-subventionierten Produkten nicht mehr konkurrieren können – ist das Mittelmeer eine Grenze. Bei Versuchen, diese Grenze in der Hoffnung auf menschlichere Lebensbedingungen zu überwinden sind allein in der Meerenge von Gibraltar nach Schätzungen von Menschenrechtsorganisationen seit 1993 über 15.000 Menschen gestorben. Durch die von der EU verschärften Kontrollen weichen die oft maroden und überfüllten Flüchtlingsboote nun auf Routen aus, die noch gefährlicher sind.

Diese Katastrophe wird sich noch verschlimmern, denn nach Einschätzung von Experten der Weltbank sind allein durch den Anstieg der Nahrungsmittel- und Energiepreise in 2008 rund 100 Millionen Menschen wieder in die Armut gerutscht. Durch die um sich greifende Rezession werden weitere 100 Millionen weltweit hinzukommen. Dabei kann Armut beseitigt und neue Armut verhindert werden – wenn die Reform des Welthandels- und Finanzsystems gelingt: Mehr Fair Trade im Welthandel kann die Grundlagen menschlichen Lebens besser schützen und weiterentwickeln.

Thomas Gebauer

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