Express Online: Thema der Woche | 6. März 2008

Dolmetscher zwischen den Bilderwelten

Ausstellung
Im Rahmen der Verleihung des Kamerapreises wird die Ausstellung "Wunderwerke aus der Ära des Zelluloids" in der Brüder-Grimm-Stube, Markt 23, in Marburg gezeigt.
Vernissage: Samstag, 8. März, 12.30 Uhr, Dauer der Ausstellung: 8.–30. März, Öffnungszeiten: Di. - So. von 11 - 13 Uhr und 14 - 17 Uhr. Ostermontag geöffnet.
Kamerapreis
Der Marburger Kamerapreis soll die Arbeit der Kameraleute "ins rechte Licht zu rücken", weil der Erfolg von Filmen oft viel zu einseitig an Regisseuren und Schauspielern festgemacht werde. Die Auszeichnung wird seit 2001 von der Stadt Marburg und der Philipps-Universität verliehen und ist mit 5000 Euro dotiert. Über den Preisträger entscheidet ein Beirat, dem Vertreter der Philipps-Universität, des Marburger Fachdienstes Kultur, der Marburger Kinobetriebe, des Bundesverbandes Kamera sowie Filmkritiker angehören.
Die bisherigen Preisträger sind Raoul Coutard, Frank Griebe, Robby Müller, Slawomir Idziak, Walter Lassally, Judith Kaufmann und Eduardo Serra. Die Verleihung ist in die Marburger Kameragespräche eingebettet. Bei den 1997 aus der Taufe gehobenen den zweitägigen Diskussionsveranstaltungen treffen sich Medienwissenschaftler, Kritiker, Filmschaffende und Cineasten gleichermaßen.
Während der Kameragespräche wird es für alle Interessierten die Möglichkeit geben, mit dem Preisträger selbst ins Gespräch zu kommen. Auf dem Programm stehen die Filme "Der Salamander", "Rende-Vous" sowie "Kadosh".
Die Verleihung findet am Samstag, 8. März, ab 20.00 Uhr in der Alten Aula der Philipps-Universität Marburg statt. Laudator ist Hanns Zischler. Der 1947 in Nürnberg geborene Schauspieler spielte erste Rollen in frühen Filmen Wim Wenders. Zischler spielte unter anderem in der schwedischen Krimiserie "Kommissar Beck" als auch in deutschen TV-Serien wie "Tatort", "Derrick" oder Helmut Dietls "Kir Royal". Darüber hinaus war der Schauspieler in internationalen Filmproduktionen wie Robert van Ackerens "Die flambierte Frau" (1983), Claude Chabrols "Dr. M" (1990) oder Steven Spielbergs "München" (2005) zu sehen.
Georg Kronenberg
Mit technischer Perfektion und experimenteller Offenheit: der Schweizer Kameramann Renato Berta wird am Freitag mit dem Marburger Kamerapreis ausgezeichnet.

Für ihn sei wichtig, dass er nicht nur der Kameramann eines einzigen Regisseurs sei, hat Renato Berta einmal im Interview erklärt. Und das war der 1945 im Tessin geborene Kameramann, der sich neben einer Mechaniker-Lehre früh für den Film begeisterte auch nie: Den Regisseuren des "Neuen Schweizer Kinos", Alain Tanner, Claude Goretta, Daniel Schmid und Thomas Koerfer hat Bertain den 1970er mit seiner Bildarbeit zum Durchbruch verholfen. Insgesamt acht Filme hat Renato Berta mit dem Regie-Ehepaar Danièle Huillet und Jean Marie Straub gedreht. In den 1980er Jahren arbeitete der zwischenzeitlich zum Kameramann vom Weltrang aufgestiegene Berta mit allen bedeutenden Regisseuren der Nouvelle Vague-Generation zusammen: Alexandre Astruc, Jean-Luc Godard, Jacques Rivette, Louis Malle, Alain Resnais, Eric Rohmer und Claude Chabrol.

Bertas Filmographie umfasst gegenwärtig mehr als 100 Filme, der 63-jährige Schweizer ist für die Jury des Kamerapreises einer der wichtigsten und produktivsten Kameramänner des europäischen Kinos. Dabei bevorzugt er die einfachen, klaren Formen. Spektakuläre Kameraeffekte vermeidet er.Schließlich hänge die Arbeit des Kameramanns "sehr stark von der Inszenierung ab also sind es Entscheidungen der Regie", so Berta.

Seine Bildarbeit ist stets eine sehr grundsätzliche Reflexion über das Kino", urteilt der Marburger Medienwissenschaftler Karl Prümm, Initiator und Jurymitglied des Kamerapreises. Bei Berta sei "die Kamera ein Instrument des Sehens und des Zeigens", die "eine eigene Welt, eine neue, eine innere Geographie eröffnet".

Georg Kronenberg

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