Express Online: Thema der Woche | 13. März 2008

Aus dem Kasten. An die Wand.

Der Kunstsupermarkt feiert sein 10-jähriges Bestehen. Jenseits von purer Dekoration und reinem Kunstbegriff.

Noch hängt der Geruch von frischer Farbe in der Luft, herrscht zwischen Kartons und Stapeln betriebsame Umzugstimmung. Doch schon bald sind Zeichnungen und Aquarelle, Acryl- und Ölbilder in Folie verpackt und bereit für den Transport in die Verkaufs- und Ausstellungsräume des diesjährigen Marburger Kunstsupermarktes. "Fünf- bis sechstausend Stück, alles aus der aktuellen Saison seit Ende 2007", überschlägt Mario Terés die Anzahl der Werke, die Gänge und Lagerräume, Kisten und Regale in der Kunstsupermarkt-Zentrale in der Ernst-Giller-Straße auf rund 300 qm bevölkern. Rund die Hälfte davon wird vom 14. bis 31.3. am Rudolphsplatz, im ehemaligen Gebäude der Volksbank zu sehen sein. Und zu kaufen. Alles ausschließlich Originale, zu vier Festpreisen zwischen 50 und 299 Euro.

Mit 40 Bildern von ansässigen Künstlern haben Mario Terés und Julia Loytved vor 10 Jahren ihren ersten Marburger Kunstsupermarkt eröffnet. Von Galeristen belächelt und von der Kritik überblickt. Aber vom Publikum akzeptiert, das ein überstrapazierter Kunstbegriff nicht kümmert und das schlicht etwas Schönes für die Wand wollte.

Inzwischen betreiben die Ethnologin und der Kunsthistoriker ihr Geschäft als Fulltime-Job in einer GbR und beschäftigen drei feste Mitarbeiter. Den Kunstsupermarkt gibt es mittlerweile in Berlin, Frankfurt, Westerland/Sylt sowie im schweizerischen Solothurn (Schweiz) und seit letztem Jahr in Wien, normalerweise von 10 bis 12 Wochen Dauer und in die konsumfreudige Weihnachtszeit plaziert.

Auf rund 100.000 Exponate von 100 nationalen und internationalen Künstlern schätzt Julia Loytved den kreativen Durchsatz seit Beginn des Kunstsupermarktes. "Und wir bekommen riesige Besuchermengen, an einem Tag soviel wie manche Galerien in einem Monat nicht", ergänzt Mario Terés und verweist auf einen Stamm von 10.000 festen Kunden.

Deren Bedürfnisse werden von rund 150 Kunstschaffenden gedeckt, die die Veranstaltungen mit ihren Werken beschicken, davon 90 regelmäßig. "Einige Künstler sind seit Beginn dabei. Von den rund 500 Neubewerbungen pro Jahr werden etwa 5 bis 10 Prozent genommen." So sind auch Künstler aus Neuseeland, Argentinien oder Südafrika mit ihren Werken vertreten. Die Exponate werden in Kommission genommen, Nichtverkauftes geht zurück und abgerechnet wird 50:50, sagen die beiden Marburger Ausstellungsmacher und verweisen darauf, dass die Verkaufspreise seit 10 Jahren stabil sind. "Die Galerien fürchten unsere Alternative, Kunst für Alle erschwinglich zu machen", ist sich Mario Terés sicher. "Wir hören da auf, wo andere anfangen."

Marburger Kunstsupermarkt, 14. bis 31.3., Ehemaliges Volksbankgebäude, Am Grün 16–18

Michael Arlt

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