Express Online: Thema der Woche | 8. Mai 2008

Fortsetzung folgt

Keine Freisprüche für drei Marburger Studenten im Berufungsprozess wegen einer Autobahnblockade aus Protest gegen Studiengebühren: Jetzt wollen die drei in Revision gehen.

Der Gerichtssaal bei der Urteilsverkündung war bis auf den letzten Platz gefüllt. Die von den drei Studenten und ihren so zahlreich erschienenen Unterstützern erhofften – und von den Verteidigern wie bereits im ersten Prozess geforderten Freisprüche gab's aber nicht: Die frühere Marburger Asta-Vorsitzende Lena Behrendes und ein 26-jähriger Soziologiestudent müssen wegen Nötigung je 650 Euro (50 Tagessätze à 13 Euro) zahlen. Ein 24-jähriger Lehramtsstudent erhielt eine Geldstrafe von 910 Euro (70 Tagessätze à 13 Euro). Durch die Blockade der Marburger Stadtautobahn am 11. Mai 2006 sei derTatbestand der Nötigung in einer Vielzahl von Fällen erfüllt gewesen, begründete der Vorsitzende Richter, Carsten Paul, die Entscheidung des Gerichts. Das Verhalten der Angeklagten sei als "verwerflich" einzustufen, so Paul. Die Verkehrsteilnehmer hätten keine Möglichkeit gehabt, den Behinderungen auszuweichen. Das Recht auf Versammlungsfreiheit rechtfertige ein solches Verhalten nicht.

Damit ist freilich das letzte Wort bei der juristischen Aufarbeitung des Protestsommers 2006, bei dem Studierende gegen die Einführung der allgemeinen Studiengebühren landesweit auf die Straße gegangen waren – und unter anderem in Frankfurt und Marburg wiederholt Autobahnen blockiert hatten, noch nicht gesprochen.

Bereits im Gerichtssal kündigten die drei Studenten an, in Revision zu gehen. Lena Behrendes wertete das Urteil als "Etappensieg" und "gute Grundlage" für einen Freispruch, weil es diesmal – anders als in der ersten Instanz – ein faires Verfahren gewesen sei.

Das Marburger Amtsgericht hatte den Fall im Sommer vergangenen Jahres wesentlich härter bewertet – als "so großen Kumulation von Unrecht, dass es nur noch für eine Freiheitsstrafe reicht", so Amtsrichter Jürgen-Peter Taszis damals. Er hatte die Studierenden zu Freiheitsstrafen zwischen vier und sechs Monaten auf Bewährung sowie je 200 Arbeitsstunden bei der Straßenmeisterei als Bewährungsauflage verurteilt.

Sowohl die Angeklagten als auch die Staatsanwaltschaft hatten Berufung gegen das im August 2007 gefällte Urteil eingelegt. Das harte Urteil war damals heftig kritisiert worden. "Ich finde das Urteil unglaublich. Das ist die falsche Botschaft für Studierende, die Zivilcourage bewiesen haben", empörte sich etwa Johannes Becker, Geschäftsführer des Marburger Zentrums für Friedens- und Konfliktforschung, der als Prozessbeobachter dabei war.

Der Richter war offensichtlich voreingenommen und hat jedes Augenmaß verloren. Die Unverhältnismäßigkeit und bewusst überzogene Härte der Urteile haben unsere Befürchtungen weit übertroffen" kritisierte damals auch die stellvertretende Landesvorsitzenden der GEW Hessen, Carmen Ludwig. Die Marburger Studierendenvertretung, die GEWund auch die Grünen im Landtag hatten damals Geld zur Prozesskostenunterstützung der wegen der Autobahnblockade angeklagten Studenten gesammelt.

Georg Kronenberg


Express Online: Thema der Woche | 8. Mai 2008

Damit kann man rechnen

Von Abakus über das Bodenradar bis zum "Lebens-Experiment": am 17. und 18. Mai steht die Neuauflage der Gießener Wissenschaftstage an

Mit dem Radar unter die Straße blicken, DNA zum Anfassen erleben oder die Bruchfestigkeit von Keksen testen: Insgesamt mehr als drei Dutzend Programmpunkte sollen bei den Gießener Wissenschaftstagen am 17. und 18. Mai komplexe Forschung spielerisch den Besuchern nahe bringen.

Das Mathematikum eröffnet die Neuauflage des erfolgreichen Wissenschafts-Straßenfestivals am Samstag, 17.5, mit der ersten Folge seiner neuen Veranstaltungsreihe "Zeitalter der Mathematik". Ab 10 Uhr ist das Mitmach-Museum bei freiem Eintritt geöffnet und präsentiert bis ca. 19 Uhr ein vielfältiges Programm, das der Mathematik im Zeitalter der "Antike" gewidmet ist. Immerhin ist die Mathematik – zusammen mit der Astronomie – die älteste aller Wissenschaften. Seit über 2500 Jahren sind die Menschen von Zahlen, Formen und Mustern fasziniert und beschreiben die Welt damit.

Den abschließenden Höhepunkt der Wissenschaftstage soll am Sonntag, 18. Mai, (10 bis 18 Uhr) die "Straße der Experimente" bilden. Die halbseitig gesperrte Liebigstraße (zwischen Bahnhofstr. und Frankfurter Str.) verwandelt sich dann in eine öffentliche Experimentiermeile, auf der die unterschiedlichsten Gruppen und Personen – von Hochschulinstituten und Firmen über Schulklassen bis zu Vereinen – ihre selbstentwickelten Experimente vorführen und zum Mitmachen einladen. Die rund 30 Experimentierstationen bieten eine bunte Palette von leicht verständlichen und kurzweiligen Experimenten aus unterschiedlichen Wissenschaftsbereichen. Neben den naturwissenschaftlichen Fächern wie Physik, Chemie und Biologie werden auch pädagogische oder technische Experimente vertreten sein. Nicht nur der Wissensdurst wird gestillt: kulinarische Angebote für die leiblichen Bedürfnisse der großen und kleinen Besucher runden das Angebot ab. Am Sonntag findet im Hof des Mathematikums zudem ein Gottesdienstunter dem Motto "Das Lebens-Experiment" statt (10 Uhr).

Das Mathe-Mitmach-Museum organisiert die seit Wissenschaftstage zum vierten Mal in Zusammenarbeit mit der Stadt, der Gießen Marketing GmbH und den beiden Gießener Hochschulen.

Infos unter www.giessen-tourismus.de und www.mathematikum.de

Parallel zur Straße der Experimente wird "Science-Camp" für Kinder im Grundschulalter angeboten, bei dem die kleinen Forscherinnen und Forscher unter fachlicher und pädagogischer Anleitung experimentieren und entdecken können (Gruppe I = 10:00 – 13:00 Uhr / Gruppe II = 14:30 – 17:30 Uhr, Teilnahmebeitrag = 16,- Euro pro Kind, Vorverkauf unter www.science-camp.de oder im Dürerhaus Kühn, Tel: 0641/35608).

Außerdem bietet auch das Liebig-Museum während der Straße der Experimente seine beliebten Experimentalvorlesungen sowie Führungen durch Justus Liebigs ehemaliger Wirkungsstätte an – und das bei freiem Eintritt und zu folgenden Zeiten:
13:00 Uhr – Experimentalvorlesung
14:30 Uhr – Führung durch das Liebig-Museum
15:00 Uhr – Experimentalvorlesung
16:30 Uhr – Führung durch das Liebig-Museum

kro/pe

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