Express Online: Editorial | 29. Januar 2009

Nach dem Krieg ...

... ist vor dem Krieg. Dies trifft nicht nur für die Mechanismen der kriegswaffenproduzierenden Industrien zu, die in den Krisengebieten der Welt die Absatzmärkte und Testmöglichkeiten für ihre neusten Produkte finden. Für die geschundene und erniedrigte Zivilbevölkerung z.B. im Gazastreifen wird das jüngste Kriegstrauma trotz der ohnehin fragilen Waffenruhe und des vom neuen US-Präsidenten Obama geforderten dauerhaften Waffenstillstandes noch lange nicht aufhören. Die Zerstörung ihrer sozialen Infrastrukturen wie Strom- und Wasserversorgung, von Wohnhäusern, Fabriken, landwirtschaftlichen Betrieben, Krankenhäusern und Schulen macht viele der 1,4 Millionen Bewohner im Gazastreifen zu Flüchtlingen im eigenen Land.

Ihr Schicksal teilen sie mit den 25 Millionen Binnenvertriebenen, die in rund 50 Ländern weltweit auf der Flucht vor Krieg und Gewalt sind. Binnenvertriebene sind, anders als Flüchtlinge, nicht durch internationale Abkommen geschützt. Mehr als die Hälfte von ihnen sind Kinder, die den Gefahren von Unterernährung, Krankheit und Missbrauch wie etwa der Zwangsrekrutierung durch Kriegsparteien besonders schutzlos ausgeliefert sind. Darauf macht das Kinderhilfswerk terre des hommes mit der für 2009 ausgerufenen Kampagne "Vertreibung stoppen! Kinder brauchen ein Zuhause" aufmerksam.

Wenn Barack Obama jetzt eine Zeit der Verantwortung für die internationale Staatengemeinschaft ausruft, dann denkt er hoffentlich nicht nur an Nothilfen, sondern an die Grundversorgung, Bildung und Schutz der Menschenrechte vor allem der Schwächsten unter den Flüchtlingen. Nicht nur das Leben der Kinder in Kenia, der Heimat von Obamas Vater, oder in Gaza, Kolumbien, Sudan, den Philippinen und Burma wird darauf aufbauen, dass aus gut gemeinten Worten konkrete Taten werden.

Thomas Gebauer

Archiv 2009 >> 2008 >> 2007 >> 2006 >> 2005 >> 2004 >>


Copyright © 2009 by Marbuch Verlag GmbH