Express Online: Editorial | 11. Juni 2009

Sieger und Verlierer

Was für ein Wahlabend: Elf Prozent Vorsprung für Dietlind Grabe-Bolz bei der Gießener Oberbürgermeisterwahl, fast zehn Prozent für Anita Schneider bei der Landratswahl. Damit erobern nicht nur erstmals Frauen die Chefsessel in Stadt- und Kreisverwaltung. Die beiden populären Kandidatinnen sind ihrer männlichen Konkurrenz auch so deutlich davon gezogen, wie es niemand erwartet hätte.

Sozialdemokratin Grabe-Bolz hat aus dem Stand gar das beste Ergebnis aller bisherigen Oberbürgermeister-Direktwahlen in Gießen eingefahren. Zur Erinnerung: bei der ersten Direktwahl 1997 lag der langjährige SPD-Rathauschef Manfred Mutz nur 5,5 Prozentpunkte vor seinem Mitbewerber.

Für Stadt und die Kreis beginnen jetzt spannende Zeiten, in denen das Fingerspitzengefühl der beiden taffen Frauen gefragt ist. Denn in beiden Parlamenten sitzen die Sozialdemokraten in der Opposition – und die SPD-Politikerinnen Grabe-Bolz und Schneider müssen als Rathauschefin beziehungsweise Landrätin mit CDU-geführten Koalitionen zusammenarbeiten.

Zumindest bis zu den Kommunalwahlen 2011. Denn wenn sich die CDU nicht schnellstens am Riemen reißt, ihre internen Streitigkeiten bereinigt und sich möglichst auch einen neuen Mann oder eine neue Frau an der Spitze sucht, werden die Christdemokraten mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit auch die Kommunalwahlen haushoch verlieren.

Georg Kronenberg


Express Online: Editorial | 11. Juni 2009

Der Planet Erde

... braucht eine neue Weltinnenpolitik!", forderte Ende April der Globalisierungskongress "McPlanet.com" in Berlin und bilanzierte, dass die weltweit 963 Millionen hungernden Menschen schon längst Hilfe erhielten, wenn sie eine Bank wären.

Auf nur zwanzig bis dreißig Milliarden Dollar schätzen Experten das jährlich notwendige Budget, um den Hunger in der Welt wirksam zu bekämpfen. "Peanuts" im Vergleich zu den Finanzspritzen, mit denen die Verluste maroder Banken sozialisiert werden –, ohne die ehemals privatisierten Profite anzurühren.

Dagegen trifft die Weltwirtschaftskrise die Ärmsten der Armen in den Entwicklungsländern besonders, während gleichzeitig der Ausverkauf ihrer Ackerflächen an die Industrie- und Schwellenländer zunimmt. Gerade erst sind in den rohstoffreichen Amazonasgebieten Perus Proteste der Ureinwohner gegen die aggressive Ausbeutung ihrer Lebensgrundlagen blutig niedergeschlagen worden.

In Madagaskar konnten die Menschen mit ihren Protesten dagegen den Verkauf von 1,3 Millionen Hektar Land, immerhin der Hälfte ihrer vor der Küste Ostafrikas gelegenen Insel, an einen südkoreanischen Konzern verhindern. Dessen Manager wollten auf dem fruchtbaren Land u.a. Palmöl für Biosprit gewinnen.

Um den Hunger in der Welt zu stoppen, fordert der von rund 70 Ländern verabschiedete Weltagrarbericht (www.grain.org) mehr bäuerliche Landwirtschaften, die auf lokale Agrarmethoden setzen und die Bauern nicht länger abhängig machen von Saatgutkonzernen, Düngemittel- und Chemiefirmen.

Thomas Gebauer

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