Express Online: Editorial | 17. September 2009

Demoskopie: Zwischen Meinungsforschung und Meinungsmache?

Nie werden die Prognosen der Meinungsforscher dankbarer von einem Publikum nachgefragt als im Bundestagswahlkampf. Dennoch ist die Kritik an der Wahlforschung vielstimmig.

Umfragen, die auf dem TED-Prinzip basieren, sowie die Mehrzahl der Internet-Befragungen sind grundsätzlich nicht repräsentativ und lassen die notwendige Seriosität vermissen. Hierbei melden sich vor allem die Unzufriedenen zu Wort. Massive Telefonanrufkampagnen aus den Parteizentralen und Staatskanzleien verfälschen.

Diese Fehler machen die großen Umfrageinstitute wie Infratest dimap, Forsa, Emnid und Allensbach nicht. Dennoch stecken Deutschlands Demoskopen in der Krise. Bei der Bundestagswahl 2005 prognostizierten sie über Monate einen klaren Vorsprung für die CDU und lagen am Ende um etwa 7% (!) daneben. Einige Umfrageinstitute scheinen gerne zu vergessen darauf hinzuweisen, dass oft nahezu die Hälfte der Wähler noch in der Woche vor der Wahl unentschlossen ist. Diese "Unentschlossen" sind aber oft eher einem politischem Lager zuzuordnen.

Für einige denkbaren Regierungsmodelle und -koalitionen könnte es knapp werden. Im heimischen Wahlkreis ist dabei historisch ein Fotofinish bei der Parteien-Zweitstimme angesagt. Freuen wir uns auf eine spannende Wahl.

Norbert Kersting

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