Express Online: Editorial | 26. November 2009

Heißer Herbst an den Hochschulen

Demonstrationen, Blockaden, Unistreiks: In der ganzen Bundesrepublik machen Studenten ihrem Frust über schlechte Studienbedingungen Luft. Im Zentrum der Kritik: die Folgen der sogenannten Bologna-Reform. Denn bei den neuen Bachelor- und Master-Studiengängen, die eigentlich planbare Lerninhalte und international vergleichbare Abschlüsse garantieren sollten, hakt es gewaltig. Studierende unterschiedlichster Fachbereiche beklagen einen "Prüfungs- und Leistungsterror" wegen der schlechten Umsetzung der Reform.

Die beispielsweise in Gießen friedlich und konziliant protestierenden Studierenden bekommen derweil Rückhalt von Hochschulleitungen, der Hochschulrektorenkonferenz und sogar von Bundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU): "Es gibt Anliegen, die kann ich gut verstehen."

Nur reicht es nicht, jetzt ein paar Fehler bei der Ausgestaltung der Reform einzuräumen und den Protestlern freundlich Unterstützung zu signalisieren. Bund, Länder und Hochschulen, die alle am Bologna-Prozess mitgewirkt haben, müssen schnellstens für nachhaltige Verbesserungen der Studienbedingungen sorgen.

Lange lassen sich die protestierenden Studierenden von guten Worten, denen keine Taten folgen, nicht mehr hinhalten: "Die Forderungen nach einer Nachbesserung der Bologna-Reformen, dem Ausbau der Studienfinanzierung und gebührenfreier Bildung wurden nicht zum ersten Mal formuliert, sind aber bisher von Politik und Hochschulen ignoriert worden", ärgert sich etwa Juliane Knörr vom Vorstands des "freien zusammenschlusses der studentInnenschaften" (fzs).

Georg Kronenberg

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