Express Online: Editorial | 24. Dezember 2009

Auf die lange Bank

Große Erwartungen waren zu erfüllen, als Frau Kanzler und ihre Bildungsminister letzte Woche zusammentraten und über "Die Bildung" sprachen. "Bildungsgipfel" wurde das ganze zu recht benannt, denn das Resultat ist tatsächlich der Gipfel: Absichtserklärungen, Summen, Sümmchen aber keine konkreten Ziele sind die Quintessenz des vorweihnachtlichen Kamingesprächs.

Im letzten Jahr hatte man vereinbart, bis 2015 zehn Prozent des Bruttoinlandproduktes in die Bildung zu stecken – ein beachtliches Sümmchen von mehren Milliarden, dass jetzt gewaltig runtergehandelt und zudem noch anteilig auf die Länder verteilt wurde.

Bildung und Wissenschaft stehen am Ende des Gipfels als abstrakte Begriffe da, denn wo diese Krötenwanderung hinführen soll, wissen die Bildungsminister offenbar nicht. Irgendwas soll höhere Zuschüsse bekommen. Vielleicht mehr BAFöG. Auch die Lehrerausbildung soll irgendwie verbessert werden. Konkret scheint nur eins – was auch HRK-Präsidentin Margret Wintermantel feststellte: die Bildung wird wieder auf die lange Bank geschoben. Dort sitzt bereits Angela Merkel und freut sich, wie sie auf der Pressekonferenz zum Gipfel sagte, auf "spannende Diskussionen". Erneut heißt es also: Was man heute kann besorgen, das verschiebt man schnell auf morgen.

Stefan Schweidler

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