Express Online: Thema der Woche | 5. März 2009

Märchenhafte Monumente

Pasquale Ippolito
1964 in Genua geboren, lebt seit 1983 in Deutschland. Seit 1992 als ausgebildeter Bühnenmaler tätig und maßgeblich bei der Umsetzung von Bühnenbildern beteiligt. Zur Zeit Leitung des Malsaals und der Plastikerabteilung im Stadttheater Gießen. Ab 1994 Einzel- und Gruppenausstellungen.
"Grimm-Dich-Pfad"
Eröffnung mit Umzug am Samstag, dem 21. März, um 14.00 Uhr an der Stadtbücherei/Ketzerbach
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Der Marburger "Grimm-Dich-Pfad" zwischen Lahn und Schloss des Gießener Malers Pasquale Ippolito

Im Frühling bevölkern monumentalisierte Figuren und Objekte aus den Märchen der Brüder Grimm die Marburger Altstadt: Der Dukaten spendender Eselshintern, Hase und Igel, der Froschkönig, die sieben Zwerge, das Lebkuchenhaus, der Wolf und die sieben Geißlein, der Aschenputtel-Schuh oder die sieben Fliegen auf einen Streich – Der "Grimm-Dich-Pfad", ein Beitrag zu "Grimm & Co. – Marburg im Literaturland Hessen 2009", soll fit machen in Sachen Grimm. Der Express sprach mit dem Gießener Maler Pasquale Ippolito, dem künstlerischen Leiter des Projektes.

Express: Herr Ippolito, welches ist eigentlich Ihr Lieblingsmärchen? Ist es beim "Grimm-Dich-Pfad" mit dabei?
Pasquale Ippolito: Ja, mein Lieblingsmärchen ist Schneewittchen und die sieben Zwerge.

Express: Märchen sind belehrend und unterhaltend, also was man heute gutes Infotainment nennen würde. Gilt das auch für Ihre monumentalisierten Figuren und Objekte?
Pasquale Ippolito: Unterhaltend auf jeden Fall. Belehrend denke ich nicht. Dann eher aufzeigend, her schauen, so sehe ich das!

Express: Welche Einflüsse wirkten bei der Gestaltung? Haben klassische Märchen-Illustrationen wie etwa von Otto Ubbelohde eine Rolle gespielt?
Pasquale Ippolito: Mit Otto Ubbelohde teile ich die Leidenschaft für die Malerei. Die Figuren zu der Märchenauswahl sind meiner Vorstellung entsprungen.

Express: Sie leiten am Gießener Stadttheater den Malsaal. Mussten Sie sich auf das dreidimensionale Arbeiten umstellen?
Pasquale Ippolito: Nein, nicht wirklich. Am Theater sind wir auch mit sogenannten "Plastiken" konfrontiert, so dass die dort gesammelten Erfahrungen in den Grimmfiguren mit einfließen.

Express: Wie haben Sie die Märchen ausgewählt?
Pasquale Ippolito: Als Richard Laufner vom Marburger Kulturamt auf mich zukam, hatten wir fast die Hälfte der Grimm-Märchen auf dem Plan. Eine gemeinsame, dann doch wohlüberlegte, Auswahl ist das Ergebnis aus mehreren Sitzungen. Sicherlich hat die "Machbarkeit" auch eine große Rolle gespielt.

Express: Wie setzen Sie Ihre Ideen um? Welche Techniken und Materialien kommen bei der Herstellung der Figuren zum Einsatz?
Pasquale Ippolito: Ganz klassisch. Zuerst wird ein Entwurf angefertigt und präsentiert, danach erst lege ich, fest aus welchen Materialien die Figur entsteht, und dann schließlich, welche Anforderung sie erfüllen sollen: an einer Fassade hängen – dann eher eine leichte Variante; in die Lahn schwimmen – in diesem Fall eine Idee, es sollte auf jeden Fall oben schwimmen, usw ...

Express: Marburg zwischen Altstadt und Schloss kann inspirierend sein. Besteht ein Zusammenhang zwischen den Märchenfiguren und ihrem jeweiligen Standort im Stadtbild?
Pasquale Ippolito: Am Anfang schon. Wir hatten uns vorgenommen, die Figuren in den Standorten zu integrieren und sie so gewissermaßen als "Marburg entsprungen" zu realisieren, Aber einiges ging dann doch aus diversen sicherheitstechnischen und sonstigen Bedenken seitens der Behörden nicht ...

Express: Die Figuren und Objekte werden in luftiger Höhe an Häusern, Treppen und Mauern zu sehen sein. Welche Installation ist am schwierigsten umzusetzen?
Pasquale Ippolito: Der Butt scheint mir am kompliziertesten zu sein – aus dem einfachen Grund, da Wasser bisher nicht in meinem gestalterischen Bereich vorgekommen ist.

Express: Was passiert mit den Figuren nach "Grimm & Co."?
Pasquale Ippolito: Ich hoffe natürlich, dass sie viele Menschen begeistern und einige Liebhaber finden, die sie erwerben werden.

Interview: Michael Arlt

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