Express Online: Thema der Woche | 28. Mai 2009

Sparsamkeit siegt

Bestes deutsches Team: Der "Eco-Racer" schafft 727 Kilometer mit einem Liter Benzin

Beim Shell Eco Marathon siegt nicht der Schnellste, sondern der Rennwagen mit dem niedrigsten Verbrauch. Über 3000 Teilnehmer aus 30 Nationen mit fast 200 Fahrzeugen waren dieses Jahr auf dem sächsischen EuroSpeedway Lausitz am Start. Mit dabei: ein Gemeinschaftsteam der Fachhochschule Gießen-Friedberg und der Hanauer Ludwig-Geißler-Schule. Aufs Siegertreppchen kamen sie zwar noch nicht - belegten aber als bestes deutsches Team in der Kategorie "Prototyp mit Verbrennungsmotor" den 32. Platz. Der gemeinsame erbaute Eco-Racer legte dabei hochgerechnet 727 Kilometer mit einem Liter Kraftstoff zurück.

Ein Team der Hanauer beruflichen Schule hatte sich bereits im Vorjahr im französischen Nogaro unter der Leitung von Lehrer Thorsten Stroh an dem Wettbewerb beteiligt und war dabei auf 205 Kilometer pro Liter gekommen. Gemeinsam mit den Friedberger Studenten wollte man die Leistung in diesem Jahr mindestens verdoppeln. Die Eco-Racer-Gruppe ging dabei arbeitsteilig vor. Die Hanauer Schüler arbeiteten fast ein Jahr an der Reduzierung der Strömungs- und Reibungswiderstände und bauten gemeinsam mit Thorsten Stroh ein nahezu komplett neues Fahrzeug. Am Friedberger Fachbereich Maschinenbau, Mechatronik, Materialtechnologie konstruierten derweil Studenten unter Leitung von Prof. Claus Breuer zunächst einen Prüfstand für den elektronisch gesteuerten 2-Takt-Verbrennungsmotor mit 50 Kubikzentimetern Hubraum. Anschließend optimierten sie das aus Serienfertigung stammende Aggregat, das normalerweise einen Motorroller antreibt, für die speziellen Anforderungen der Lausitzstrecke. Aus einem handelsüblichen Roller-Motor könne man noch einiges herausholen, berichtet Breuer: "Bei Motorrollern wird noch nicht so sehr auf den Verbrauch geachtet. Da gibt es immer noch ein großes Optimierungspotential." Der Wissenschaftler schätzt denn auch, dass man mit einem optimierten Motor auch im Alltagsbetrieb gut 50 Prozent des Sprits einsparen könne.

Das Vorhaben von Breuer & Co. ist freilich wesentlich ehrgeiziger: "Statt einen Serienmotor zu optimieren wollen wir möglichst nächstes Jahr, spätestens aber 2011 einen eigenen Motor konstruieren, der von Beginn an auf Sparsamkeit getrimmt ist." Klar, dass die Kooperationspartner aus Schule und Hochschule im kommenden Jahr beim Eco Marathon wieder antreten wollen. Seine Studenten hätten das Ziel ausgegeben: "2010 fällt für uns die Schallmauer von 1000 Kilometern, und wir kommen unter die besten 25."

Spielraum nach oben gibt es für das hessische Team noch. Der Sieger aus Frankreich landete bei 3771 Kilometern pro Liter. Allerdings, so Breuer, habe das Team 25 Jahre Erfahrung und deutlich mehr Geld zur Verfügung. Hilfe kann auch der Eco-Racer gebrauchen. Für Geld- oder Sachspenden bieten die Friedberger und Hanauer Werbeflächen auf ihrem Fahrzeug und im Internet. Wer den Eco-Racer unterstützen will, kann sich an Prof. Breuer wenden (claus.breuer@m.fh-friedberg.de).

Der Eco Marathon wird von dem Mineralölkonzern Shell seit 1985 jährlich ausgeschrieben. Aufgabe ist es, mit einem selbst konstruierten Fahrzeug bei minimalem Schadstoffausstoß möglichst energiesparend zu fahren.

kro/pe

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