Express Online: Thema der Woche | 9. Juli 2009

School's Out For Summer

Endlich ist es soweit: Sommerferien! Keine Hausaufgaben, keine Klausuren und an den Noten muss man vorerst auch nicht mehr arbeiten. Zeit zu feiern!

Kurz vor Ferienbeginn startet die Bahnhofsstraße in Wetzlar noch einmal voll durch: "School Out – Feste feiern zum Ferienbeginn" heißt es dort am 10. und 11. Juli.

Eröffnet wird das Programm um 11.00. Das erste Hightlight ist die aus dem Kika bekannte Show "Tanzalarm". Moderator Juri Tetzlaf schwingt die Beine und wird dabei unterstützt von den Kindern des Tanzsportvereins (TSV) des Wetzlarer Karnevalsvereins. Die haben extra für dieses Ereignis eine ganz besondere Choreographie einstudiert und jeder, der die Show kennt weiß, dass hier immer Schwerpunkte gesetzt werden. In Wetzlar sind es die Berufe Bäcker, Polizist und Europa (Fr., 12, 14 u. 16 Uhr).

Daneben bietet der TSV noch Hip-Hop (Fr 13 und 15 Uhr)–, Breakdance (Sa 12.15 u. 14.00)– und Showtanzeinlagen. Waghalsig und akrobatisch geht's aber nicht nur beim Breakdance, sondern auch bei den "Golden Spirit Cheerleadern" zu. Normalerweise unterstützen sie die Handballer der HSG Wetzlar, den RSV Lahn-Dill und die Wölfe vom Wetzlarer Footballteam. Beim School Out zeigen sie auf der Bühne, was sie können (Sa 12.15 u. 14.00).

Das die Jungs vom Bundesligisten HSG Wetzlar einiges können, haben sie schon oft genug bewiesen. So besuchten sie erst kürzlich Schulen im Landkreis, um den Schülern im Sportunterricht den Handballsport näher zu bringen. Dabei standen nicht nur Ausdauer und Geschick im Vordergrund, sondern auch Teamgeist und die Ausbildung sozialer Kompetenzen. Wer während diesen Trainings krankgeschrieben war, bekommt jetzt die Chance, sich Handball von den Profis beibringen zu lassen (Sa 11-17.00).

Die K3 Kirchenkids aus Katzenfurt feierten mit "Momo" ihren größten Erfolg. Die Gruppe hat alle Songs selbst geschrieben und begeisterte damit über 2.000 Zuschauer, was für eine Kirchentheatergruppe beachtlich ist. Am Buderusplatz kann man sich noch einmal vom Talent der jungen SchauspielerInnen und SängerInnen sowie deren phantasiereichen Inszenierung überzeugen (Sa 11.00).

Musikalisch geht es dann auch im Anschluss weiter: Die Band "Reflex" zeigt, was in ihnen steckt, und das mit Songs von den Ärzten bis Silbermond (Sa 15.30). Vorher kommt der Projektchor "All You Need Is Love" mit Mitgliedern aus Namibia, Botswana und Deutschland. Zusammen nehmen sie an einem Jugendcamp teil und geben einige Konzerte und Musicalaufführungen. Mit afrikanischen Klängen runden sie das musikalische Programm auf der Buderusplatzbühne ab (Sa 13.00).

Aktiv werden muss man auch bei der neuen Trendsportart aus den USA: Streetsurfing. Mit einem sog. Waveboard erhält der sportliche Laie ein Feeling wie beim Snowboarden oder Wellenreiten. Denn das Waveboard ist, lt. Veranstalter, so einfach zu handhaben, dass keinerlei Vorkenntnisse für dessen Benutzung vonnöten sind. Interessierte könen diese Aussage an beiden Tagen von 11 bis 17.00 am Promozelt austesten. Sicherheitsequipment ist aber auch hier Pflicht!

Neben dem feststehenden Programm gibt es noch viele weiter Angebote für kleine, nicht mehr ganz so kleine und bald große, wie die Führung über den Optik-Parcours oder durchs Dunkel-Kaufhaus. Wer mal durchschnaufen will, kann sich ins Chillout-Areal der "Ebene 3" begeben.

Sport, Musik und Unterhaltung und das zu 99% lehrerfrei. Die Ferien können kommen!

Stefan Schweidler


Express Online: Thema der Woche | 9. Juli 2009

"Jetzt jodeln wir erstmal eine Runde"

Zum Jodel-Vordiplom in zweieinhalb Stunden

Ist es nicht immer so – man probiert etwas Neues aus und ist unsicher, ja sogar nervös bevor man es tatsächlich beginnt? Bei mir war es so. Und noch schlimmer. Ich wurde in meiner WG ausgelacht, ja verspottet. Immer diese Unwissenheit, hab ich mir versucht einzureden ... Ich bin zwar kein Angsthase, hab mich aber trotzdem nicht ganz wohl gefühlt, als ich am Freitagabend das KFZ betrat. Dazu muss man noch wissen, dass ich Norddeutsche bin. Wir tun so etwas einfach nicht. Aber nun bin ich hier. Mitgefangen, mitgehangen. Auf geht's zum Jodel-Workshop!

Ich sitze noch kurz am Tresen, trinke einen Café und unterhalte mich mit Mitgliedern des Folk Clubs, die den Workshop mit anschließendem Ball organisiert haben. Es kommen drei Studierende rein, diskutieren, sollen sie mitmachen, sollen sie nicht? "Ich weiß nicht", flüstert die junge Frau unter ihnen, ein junger Mann ergreift die Initiative: "Gucken wir mal. Jetzt jodeln wir erstmal eine Runde, und dann sehen wir weiter." Alle schmunzeln, wir scheinen das gleiche Unbehagen zu spüren. Jodeln ist eben nichts Alltägliches.

Der Saal ist mit einem schwarzen Vorhang abgehängt, damit er kleiner wirkt. Drin stehen drei Bierbänke. Darauf sind schon etwa zwölf Leute verteilt. Ich bin etwas spät dran, husche auf einen freien Platz und sehe mich erst einmal um. Die Gruppe ist gemischt, etwas weniger Frauen als Männer, Studierende, eine Mutter mit einem kleinen Jungen, der immer wieder die Tische rauf und runter klettert. Vor uns steht Albin Paulus. Er ist unser Jodellehrer und einer der Männer, die die Macht haben, ein Jodel-Diplom auszustellen. Albin Paulus strahlt Ruhe und gleichzeitig Energie aus, wie ein Yogameister. Er ist ein schmächtiger Mann in einem weißen Hemd. Mit weicher Märchenerzählerstimme erzählt er uns kurz, was uns heute passieren wird. Moment, denk ich mir. Schmächtiger Mann, zarte Stimme. Jodeln? Ich sehe vor meinem inneren Auge die Wildecker Herzbuben, die zwar nicht jodeln, aber so wirken als könnten sie es. Doch schon wird mein Bild zerstört, denn er jodelt einfach los. Hört sich schon ziemlich gut an. "Jodeln ist rufen, nicht singen." Das ist gut, singen kann ich nun wirklich nicht. Also, nun sind wir dran, jodeln als wäre es das Normalste der Welt. "Die Männer müssen die Kopfstimme jodeln können. Das probieren wir jetzt mal aus. Es ist so, als ob ihr versucht wie eine Frau zu sprechen. Auch wenn Mädchen manchmal doof sind und so, wir machen das jetzt und schämen uns nicht." Läuft super, die Herren haben hervorragende Frauenstimmen. Aber nun geht es richtig los. Wir jodeln den ersten Jodler alle zusammen, im Kanon, mit Haupt-, Über- und Unterstimme. "HO-HE-RÜÜÜ". Mit leicht gerolltem "r" rufen wir unseren Jodler in die Welt, nicht singen, das ist nicht jodeln. Wir sind überhaupt nicht schüchtern, sondern schmettern die Töne raus.

Es macht richtig Spaß und befreit irgendwie. Was ist das für ein fremdes Gefühl, das in mir anwächst? Erstmal ein Foto machen, aber ich fühle mich benachteiligt. Die anderen jodeln, ich muss fotografieren. Würde viel lieber mitjodeln. Moment. Da ist es wieder dieses fremde, dieses beängstigende aber gute Gefühl. Es ist: Mehr haben wollen. Kann es sein, dass ich bekehrt worden bin? Von einer norddeutschen Dern zu einer ... Jodlerin? Wenn ich das zu Hause erzähle. Aber nun. Ein neuer Jodler soll gelernt werden. Und da wir so gut mitmachen und keine Scheu haben, wird's komplizierter. Albin jodelt uns vor: "DÜ-DÜ-DÜ-JO-DE-DÜ-DÜÜ" geht es eine gefühlte Ewigkeit lang. "Alles klar?" Wir kichern. "Die Melodie ist klar, oder?", fragt er nun mit einem süffisanten Lächeln. Naja, war schon ein ziemlich komplizierter und langer Jodler. Einen kurzen Moment verlässt uns scheinbar der Mut, einige Herren in der Runde bekommen einen unsicheren Kräuselmund. Aber kaum losgejodelt, kennen wir die Melodie und sind wieder kanonbereit. Was ist geschehen? Jodelsucht? Nach drei gelernten Jodlern und 1000 Wiederholungen mit verschiedenen Stimmen, Kanon dies und das ist es auch leider schon vorbei. "Ihr habt zwar noch kein Diplom, aber das Vordiplom habt ihr jetzt auf alle Fälle", sagt Paulus. Das Diplom können wir auch machen. In Schwerin wird ein dreitägiges Camp angeboten, mit Dudelsack und Drehleier. Der Kurs wird aufgelöst, Menschen strömen mit einem Lächeln auf den Lippen nach draußen. Ich bin noch als letzte im Raum, von draußen höre ich fröhliche Stimmen, Lachen und immer wieder den ein oder anderen Jodler. Wir sind eben stolz auf unser Vordiplom.

Katharina Wagner

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