22 Sport Corona zum Trotz – Kaufmännische Schüler*innen knacken die 10.000 Kilometer Die Corona-Pandemie hat jeden von uns bei der Ausübung von Sport und Bewe- gung in den letzten Monaten sehr einge- schränkt. Davon betroffen war auch der Schulsport an den Kaufmännischen Schu- len Marburg (KSM) seit dem letzten Herbst. Um die Schüler auch weiterhin zu Sport und Bewegung zu motivieren und die Bedeutung von Sport als Ausgleich auch gerade in Zeiten der Corona-Pande- mie deutlich zu machen, ging das Team der Sportlehrer an den KSM unterschiedli- che Wege. Die meisten der rund 1600 Schüler der KSM befanden sich im Winter teil- und phasenweise im Home-Schooling. Diese Zeit nutzten viele, um sich unabhängig von kommerziellen Sportangeboten eige- ne Möglichkeiten zur Durchführung eines Workouts zu schaffen. Für manche war es vielleicht nur die Anschaffung neuer Sportschuhe, bei anderen entstanden selbstgebaute Fitnessstudios in Garagen und Kellerräumen wie zum Beispiel in der Garage von Arne Eisfeld aus der 12. Klasse des Beruflichen Gymnasiums. Darauf ver- suchten die Sportlehrer zu reagieren: Sie vermittelten in Theorieeinheiten wichti- ges Hintergrundwissen über Übungen und Trainingsaufbau, gaben Tipps zur sinnvollen Gestaltung von Trainingsein- heiten und klärten über Gefahren durch falsches Training auf. Für die Klassen im Präsenzunterricht konnte ebenfalls kein normaler Sportun- terricht stattfinden. Hygienevorgaben und die Sperrung der Sportstätten sowie der Umkleiden zwangen Lehrer, ein Bewe- gungsangebot im Freien und mit Abstand durchzuführen Gerade in den kalten Wintermonaten ha- ben sich viele Sportlehrkräfte im Präsen- zunterricht der Abschlussklassen dazu entschieden, die Unterrichtszeit im Fach Sport vor allem für Nordic Walking oder Walking zu nutzen. „Meine Berufsschüler aus der 12bm01 freuten sich über die Be- wegung an der frischen Luft und wir wa- ren zwischen Herbst und Frühjahr an na- hezu allen Terminen mit und ohne Nordic- Walking-Stöcke unterwegs”, berichtet Mo- ritz Rommelspacher als Schulsportleiter der KSM. So kam auch die Idee auf, die von den Schülern gesammelten Laufkilometer zu dokumentieren. Für die Klasse 12mf01 von Sportlehrer Nils Schick ergab sich so zum Beispiel pro Sportstunde mit 11 Ler- nenden im Wechselunterricht eine gelau- fene Strecke von insgesamt 60-80 km, welche durch Walking von Strecken zwi- schen 4 bis 7 km pro Schüler zurückgelegt wurden. Neben dem Walking im Präsenzunterricht hatten aber auch viele Lernende zuhause die sportliche Aufgabe, Kilometer beim Joggen oder Walken zu sammeln. Doku- mentiert wurden diese Bewegungseinhei- ten oftmals per Fitness-Apps über das so- genannte Tracking, bei dem die absolvier- te Strecke mittels GPS-Signal über das Handy aufgezeichnet wird. Dies ermög- licht es dem Sportlehrer, Rückschlüsse auf die durchgeführte Trainingseinheit zu zie- hen und den Schülern dazu ein Feedback zu geben. So zum Beispiel, ob auch eine Aufwärmphase einbezogen wurde oder ob die gelaufene Geschwindigkeit ange- messen war. Isabell Schautes sammelte per Tracking mit ihrer 11it01 bereits im ersten Halbjahr fast 1000 km, sodass die- se Klasse auch mit insgesamt 1339 km die größte Gesamtstrecke absolviert hat. Auf Platz zwei befindet sich die 12gk01 von Cornelia Reccius mit knapp 800 km. Insgesamt haben die KSM zwischen Herbst und Ostern knapp 10 000 km do- kumentieren können. Bewegung fand also trotz Pandemie an den Kaufmännischen Schulen statt. Ne- ben dem Sammeln von Laufkilometern hatten viele Sportlehrkräfte weitere kreati- ve Ideen, ihre Schüler für Sport und Bewe- gung unter Einhaltung der Hygienere- geln zu motivieren. Zum Beispiel durch Cross-Boule, Disc-Golf, Jerusalema-Chal- lenge, Dart, Koordinations- sowie Ent- spannungsübungen. Sonja Mahr Sportpädagogisches Boxprojekt für Kinder und Jugendliche In einer Kooperation haben die Universi- tätsstadt Marburg, der Sportkreis Mar- burg-Biedenkopf und der 1. Boxclub Mar- burg 1947 ein präventives sportpädago- gisches Boxprojekt eingerichtet. Der Box- sport soll als Medium dienen, um Kinder und Jugendliche in ihren sozialen Kom- petenzen zu fördern und ihnen gesell- schaftliche Teilhabe zu ermöglichen. „Die besondere Förderung von Kindern und Sportdezernentin Kirsten Dinnebier. Gerade für junge Menschen aus sozial be- nachteiligten Strukturen sei es wichtig, Angebote wahrnehmen zu können, in de- nen sie ein soziales und respektvolles Mit- einander erfahren. Das Boxprojekt orientiert seine inhaltliche Ausgestaltung an der jeweiligen Bedarfs- lage der Teilnehmenden. Kinder und Ju- gendliche, die negative biographische Er- fahrungen oder mangelnde soziale und und Jugendlichen durch gemeinschaftlic - Stadträtin Kirsten Dinnebier (vorne M.) gibt gemeinsam mit den Beteiligten vom Sports - gesellschaftliche Teilhabemöglichkeiten he und sportliche Aktivitäten bietet eine club Marburg, dem Sportskreis Marburg-Biedenkopf sowie Vertreter*innen des Fach- erfahren mussten, können „herausfor- gute Ergänzung zu den Beratungsange- dienstes Sport, des Fachbereichs Kinder, Jugend und Familie und des Fachdienstes Ge- dernde Verhaltensauffälligkeiten“ entwi- boten der Stadt, der Vereine und der frei- sunde Stadt den Start des sportpädagogischen Boxprojektes bekannt. ckeln. Diese können sich unter anderem en Träger hier in Marburg“, sagt Stadträtin Foto: Stefanie Ingwersen, Stadt Marburg in Form von Schulabwesenheit, Unausge- glichenheit, Rückzug und einem Anstieg des individuellen Aggressionspotentials äußern. Ziel des Projektes ist es, eben die- se jungen Menschen durch ein sportpäda- gogisches Angebot angemessen zu för- dern, zu begleiten und ihnen gesellschaft- liche sowie soziale Teilhabe zu ermögli- chen. „Daher bietet das Boxprojekt einen vertrauensvollen sowie gewalt- und dro- genfreien Rahmen, in dem sich die Kinder und Jugendlichen persönlich und sport- lich weiterentwickeln können“, erklärt Björn Backes, Leiter des Fachdienstes Sport der Stadt Marburg. „Der Aufbau ei- ner Vertrauensbasis ist eine wichtige Vo- raussetzung, damit die Teilnehmenden al- ternative Verhaltensweisen im Umgang miteinander überhaupt erlernen können. Unser Ziel ist es, über den Sport zu inte- grieren und die Teilnehmenden durch ein wertschätzendes Miteinander darin zu un- terstützen, besser in die Gesellschaft hi- neinzuwachsen“, ergänzt Ronald Leinbach vom Boxclub Marburg. „Dadurch ist es für die Kinder und Jugendlichen möglich, Anerkennung und Erfolg zu erfahren, die ihr Selbstbewusstsein stärken“, weiß Jür- gen Hertlein vom Sportkreis Marburg-Bie- denkopf zu berichten. „Die sozialen Fähigkeiten, die die Teilneh- menden erlernen, werden ihnen nicht nur im privaten Umfeld zu Gute kommen. Ei- genschaften wie Teamfähigkeit und Leis- tungsbereitschaft sind Kern-Kompeten- zen, die auch im beruflichen Kontext sehr geschätzt werden“, erläutert Peter Schmitt- diel aus dem Fachbereich Kinder, Jugend und Familie der Stadt. Für die Teilnahme am Boxprojekt sollte die Bereitschaft, ein klares Regelsystem zu akzeptieren, bestehen. Dazu gehört auch, dass im Boxprojekt ausschließlich die deutsche Sprache als gemeinsame Verständigungssprache verwendet wird und alle Teilnehmenden, unabhängig von Geschlecht, Religion oder Herkunft, res- pektiert werden. Grundlegende Inhalte, die mit den Teilnehmenden des Boxpro- jektes umgesetzt werden sollen, sind die Entwicklung von sozialen Kompetenzen, Gruppen- bzw. Teamfähigkeit, Leistungs- bereitschaft und Zukunftsperspektiven. Zielgruppe sind insbesondere Kinder und Jugendliche, die im Stadtteil Richtsberg sowie in sozial benachteiligenden Struk- turen leben und von bestehenden Ange- boten der Kinder-, Jugend- und Vereinsar- beit bisher nicht erreicht werden. Das Boxprojekt arbeitet mit allen relevan- ten Institutionen, Schulen und Vereinen zusammen und stimmt die eigenen Ange- bote eng und regelmäßig mit den Koope- rationspartnern ab. Dabei wird auf weitere bestehende Kooperationen aufgebaut. PM Stadt Marburg