Studio oder willst du Homestudio? Willst du krassen Produzenten oder willst du Hobbyproduzen- ten? Das sind alles Fragen, die wir uns stellen mussten. Letztendlich wollten wir für unser Debütalbum schon das Beste, was man für die Kohle, die uns zur Verfügung stand, bekommen kann. Dement- sprechend geil ist auch der Sound des Albums. Billig war das sicher nicht, am En- de des Tages es schon eine kost- spielige Angelegenheit. Tim: Wir sind aber mehr als happy mit dem Ergebnis und bereuen es auch nicht, das nötige Kleingeld für ein Produkt bezahlt zu haben, das wir auf jeden Fall mal unseren zukünftigen Kindern/Enkeln/Nef- fen u.a. zeigen können. 2019 wa- ren wir gigtechnisch sehr gut un- terwegs. Da kam einiges an Kohle rum, und das haben wir dann in die Albumproduktion gepumpt. Geht ihr arbeitsteilig vor? Moritz: Na klar. Das heißt aber nicht, einer kümmert sich um die Werbung und der andere schreibt das Drehbuch zum nächsten Mu- sikvideo. Stattdessen nehmen wir uns immer eine große Aufgabe vor und verteilen die Arbeits- schritte unter den Musikern. Da- bei müssen wir uns auch immer mal wieder gegenseitig auf die Finger klopfen damit‘s voran geht. Was ist auf dem Album „ausgeschrie- ben“ zu hören? Tim: So ziemlich alles, was uns in unserem Leben begegnet. Wir kommen oft zu spät, also ha- ben wir einen Song darüber ge- schrieben, dass es ja auch hin und wieder gut für die Seele sein kann. Wir können nicht tanzen, also ha- ben wir uns ehrlich damit ausein- ander gesetzt, dass wir Menschen damit eher zum lachen bringen, als zu beeindrucken. Wir haben viel Wut im Bauch, über die politi- sche Unfähigkeit, Menschenleben ausreichend zu schützen, also ha- ben wir das mal raus geschrien Dimi: Genretechnisch wollen wir uns nicht einigeln. Wenn wir Bock auf Rockabilly haben, dann ma- chen wir das, wenn es Trap ist, dann machen wir das auch, wenn es Jazz ist, versuchen wir das. Sonst würde uns zu schnell lang- weilig werden. Von Wem oder Was lasst ihr euch be- einflussen? Gibt es Vorbilder, Vorlie- ben? Oder heimliche Neigungen? Tim: Puuuh, von allem, was ich so höre und was um mich herum pas- siert. Vor zwei Wochen hab ich Rio Reiser rauf und runter gehört, den lieb ich. Inzwischen sind es haupt- sächlich Remixe von afrikani- schen Künstlern. Dimi: Vorbilder gibt es einige. Das muss auch nicht immer ein Schlagzeuger sein. Manchmal be- rühren mich auch beispielsweise Saxofonisten oder Pianisten, Bas- sisten. Inspirationen gibt es auch viele aus den verschiedensten Genres, hauptsächlich aber Jazz, Hip-Hop, Funk, Latin und Klassik. Ich versuche so viel wie möglich aus diesen Genres in unsere Musik zu transferrieren und dabei aber songdienlich zu bleiben. Moritz: Ich bin erst recht frisch am Bass. Als ich noch Gitarre gespielt habe, waren aber schon Funk, Soul und Rock meine Leidenschaft. Seit ich Bass spiele fällt mir erst auf, wie unendlich gut die Bassli- nes bei z.B. den Red Hot Chili Pep- pers oder Earth, Wind & Fire. Dimi füttert mich auch regelmäßig mit neuen Knallern aus dieser Musik- richtung, und ich komm gar nicht hinterher, den ganzen Bums zu lernen. Ganz heimlich höre ich auch Pro- gressive Metal (Opeth, Tool, Deaf- heaven ...) oder Instrumentale Gitarrenmusik (Plini, Chon, Poly- phia ...). Jannick: Es gibt sehr viel Musik die mich beeinflusst und vor allem In- spiriert. Ich denke aber auch nicht, dass man in meinem Spiel alle Einflüsse hören kann. So bin ich zum Beispiel großer Fan von Wes Montgomery und Kurt Rosen- winkel, klinge jedoch selten jazzy. Aber Künstler und Bands wie Mi- chael Kiwanuka, Lianne La Havas, Khruangbin, Tom Misch, Brittany Howard, Josh Homme, Alfa Mist, John Scofield oder z.B. Chris Buck sind tägliche Vorbilder und Inspi- rationen für mich, Musik zu ma- chen und zu staunen. Dabei geht es immer quer durch alle Genres. Von Jazz, Fusion, Soul, Funk über Indie, Alternative, Rock, Stoner Rock, Postcore hin zu Pop. Solan- ge es mich abholt, feiere ich es. Strat oder Tele? Tim: Ist mir schnuppe. Hauptsa- che, sie funktioniert. Moritz: Beides sehr geile Gitarren. Da draußen gibt es aber noch viel feschere Modelle als diese beiden. Mein Traum ist eine .strandberg* Boden Original. Jannick: Beides sind vorzügliche Instrumente. Eigentlich bin ich aber klar Team Strat, wobei ich auch großer Fan von Offset-Gitar- ren wie der Jaguar, Jazzmaster oder Novo-Guitars bin. Wie ist das Cover entstanden? Jannick: Das Cover hat der Mar- burger Fotograf Henrik Isenberg geknipst und vor allem digital be- arbeitet. Vielen Dank dafür noch- mal an dieser Stelle! Vor etwa ei- nem Jahr haben wir uns mit Hen- rik in der Marburger Innenstadt getroffen, und wir sind gemein- sam auf die Suche nach einer Lo- cation gegangen. Unser ehemali- ger Bassist Eric arbeitet neben seinem Studium im Kino und hat vorgeschlagen, dass wir unser Co- ver doch im Capitol aufnehmen könnten. Daraufhin haben wir den alten Saal besichtigt und Henrik kam die Idee. Tim: Insgesamt sind es glaube ich um die 60–80 einzelne Fotos, die nacheinander aufgenommen wur- den. Die einzelnen Bilder hat Hen- rik auseinander geschnitten und dann in einem Bild zusammenge- setzt. Das Schießen der Fotos hat bis spät in die Morgenstunden ge- dauert, da wir auch immer wieder unsere Outfits wechseln mussten, um verschiedene Charaktere auf dem Bild dazustellen. Der größte Aufwand war allerdings mit Ab- stand im Nachhinein die Zusam- mensetzung des Bildes in Photo- shop. Wir sind unheimlich zufrie- den und stolz darauf, wie das Cover geworden ist. Wann, wo und in welchen Formaten ist die Platte erhältlich? Moritz: Die Platte gibt‘s ab dem 22.1.2021 digital auf allen Strea- mingplattformen wie Spotify, Ap- ple Music, Deezer etc. zu hören oder auf bandcamp.com als Download mit digitalem Booklet. Was physische CDs angeht sind wir momentan noch dabei, das fi- nanziell zu realisieren und unsere eigene „Do-It-Yourself“ Version zu verwirklichen. Sobald die CDs ver- fügbar sind, verkünden wir das aber natürlich auf allen unseren Social-Media-Kanälen auf Insta- gram (@einsneunzigmusik) und Facebook. Was macht ihr, wenn ihr gerade nicht Einsneunzig seid? Dimi: Wenn wir gerade nicht Eins- neunzig sind, dreht eigentlich plump gesagt jeder so sein eige- nes Ding. Tim ist in Berlin musikalisch aktiv, Moritz studiert in Marburg, Jan- nick in Gießen und ich in Frankfurt. Die Studiengänge haben allesamt was mit Musik zu tun. Es gab Zeiten, wo wir gefühlt im- mer Einsneunzig waren, da wir ne- ben regelmäßigen Proben in der Woche auch immer mindestens zwei Gigs am Wochenende hatten. Dazwischen haben wir dann das schöne Barleben in Marburg ge- nossen und uns gut und gerne auch mal eins, zwei Bier reinge- pfiffen. Nun ja. Das gehört nun zum größten Teil – jedenfalls tem- porär – der Vergangenheit an. Das Jahr ist noch jung. Seid ihr ambi- tioniert was die kommende Zeit an- belangt? Oder fahrt ihr auf Sicht von Gelegenheit zu Gelegenheit? Tim: Für uns alle ist Musik unser Lebensmittelpunkt, da wäre es na- türlich wunderschön, wenn da kein anderer Job dazwischen kommt. Wir wissen nicht, was in Zukunft passieren wird, gerade nach dem letzten Jahr, und was da eventuell noch kommt. Aber wir haben riiiiichtig Bock weiter zu machen, mehr zu machen und besser zu werden. Also ja, wir sind ambitioniert – aber das kommt bei uns allen sehr natürlich. Interview: Michael Arlt „ausgeschrieben“ ist ab dem 22.1.2021 erhältlich. Foto: Einsneunzig 13