Im Rahmen der Reihe „Befreiung 1945. Auf zur Demokratie!“ Lädt der Landkreis am Freitag, den 27. Juni zum Vortrag „Wiedersehen nach der Shoah. Nachbarschaft im Landkreis Marburg 1941 bis 1954“ ein.

Die Wissenschaftlerin Anna Junge wird dabei historische Hintergründe über die jüdisch-nichtjüdische Konfrontation beleuchten. Der Vortrag im Sitzungssaal des Marburger Landratsamtes beginnt um 19 Uhr.

Der Vortrag widmet sich den nachbarschaftlichen Beziehungen von deutschen Shoah-Überlebenden, die 1945 aus Konzentrationslagern und von Todesmärschen in ihre westdeutschen Heimatdörfer zurückkehrten. Auf dem Land waren sie zumeist die einzigen jüdischen Überlebenden im Ort und auf Hilfe angewiesen. In Spruchkammer- und Rückerstattungsverfahren traf sich die Nachbarschaft bald vor Gericht und verhandelte die Vergangenheit. Am Beispiel einiger Orte im Landkreis Marburg wird gezeigt, dass diejenigen Überlebenden, die langfristig bleiben wollten, große Anstrengungen unternahmen, um im Dorf akzeptiert zu werden und sich dauerhaft an die herrschenden Verhältnisse anpassten.

„Wir hatten geglaubt, überall Entgegenkommen zu finden“, doch nun begann der Kampf um die Existenz“, sagte die Mardorfer Überlebende Ilse Flachsmann (1915 bis 2008) 1948. „Dieses Beispiel zeigt, wie schwer es für die Überlebenden des Holocaust war, wieder in ihren Wohnorten anzukommen und anerkannt zu werden“, so Landrat Jens Womelsdorf.

Die Referentin Anna Junge hat ihre Doktorarbeit über „Unerwartete Nachbarschaft. Jüdisch-nichtjüdische Konfrontationen 1945 bis 1948 im ländlichen Raum Hessens“ verfasst.

kro

Bild mit freundlicher Genehmigung von Anna Junge