Das Marburger Roller Derby-Team „Splatter Fairies“ bereitet sich auf seinen nächsten Homebout am Samstag, den 6. Dezember vor.
Jammerin, Star Pass, Scrimmage – zu Beginn klingen Gespräche über Roller Derby erst mal wie eine Fremdsprache. Der Sport ist dafür umso direkter: Ein Vollkontaktsport auf Rollschuhen, bei dem das Ziel ist, durch das Überrunden auf eine ovalen Bahn Punkte fürs eigene Team zu sammeln – Rangeln und Drängeln erlaubt.
Ursprünglich als Wettrennen in den 1930er Jahren konzipiert, dann mit einem neuen Punktesystem in den 1940er Jahren weiterentwickelt, verschwand der Sport in den folgenden Jahrzehnten aus der öffentlichen Wahrnehmung. Eine Renaissance erlebte er in den 1990er Jahren und bekommt seither die Form, in der man ihn heute kennt. Damals waren es vor allem feministischen Frauen*-Teams, die eigenständig „Bouts“ – also Turniere – organisierten. 2004 professionalisierte sich der Sport durch die Gründung der „Women’s Flat Track Derby Association“ (WFTDA), die Turniere veranstaltete und Ligen bildete, und wurde auch in Europa bekannter.
Weiterhin geprägt von den feministischen DIY-Anfängen, möchte das Marburger Roller Derby-Team „Splatter Fairies“ hauptsächlich eine empowernden Ort für FLINTA*-Personen (Frauen, Lesben, intergeschlechtliche, nichtbinäre, trans und agender Personen) bieten – unabhängig von bisherigen Erfahrungen mit Rollschuhen, von Sportlichkeit und Fitness. Wichtig sei nur, „dass Du Lust auf einen empowernden Sport im Team hast, jenseits von gesellschaftlichen und Körper- und anderen Normen“.
Regeln und Abläufe
Und wie läuft es beim Roller Derby nun eigentlich ab?
Je 5 Spieler*innen eines Teams stellen sich in der ovalen Bahn auf. Sie nehmen verschiedene Rollen ein: Vier von ihnen sind Blocker*innen, diese bilden eine Blockade. Die Jammer*in (gekennzeichnet durch eine Sternhaube) versucht, diese Blockade zu durchbrechen oder daran vorbeizukommen – schafft sie es, erzielt sie Punkte. Die Blocker*innen beider Teams müssen dann also gleichzeitig versuchen, die gegnerische Jammer*in vom Durchbrechen der Blockade abzuhalten und und der Jammer*in des eigenen Teams einen Vorteil zu verschaffen. Eine der Blocker*innen ist zudem der „Pivot“, gekennzeichnet durch Streifenhaube. Dieser Person kann die Sternhaube im Spiel übergeben werden, womit sie zur punktesammelnden Jammer*in wird.
Ein „Jam“, also ein Runde, läuft dann 2 Minuten. Nach einem „Jam“ gibt es 30 Sekunden Pause, um sich neu aufzustellen. Aus aufeinanderfolgenden Jams setzt sich eine 30-minütige Halbzeit zusammen. In einem „Bout“ werden zwei Halbzeiten gespielt.
Was das Team motiviert
Wir haben einige „Splatter Fairies“ gefragt, was sie motiviert, beim Roller Derby mitzumachen, und was ihnen dabei besonders viel Spaß macht. Hier kommen die Antworten:
„Ich bin beim Roller Derby, weil ich Lust hatte, wieder Sport zu machen in der Gruppe und das irgendwie in einem sicheren Rahmen, das heißt für mich mit FLINTA*-Personen, und wo man Körperkontakt üben kann und so ein bisschen raus aus der Komfortzone kommt.“
„Ich hatte schon einfach so ein bisschen was auf Instagram und TikTok vom Roller Derby gesehen und fand es irgendwie geil, weil es einfach voll divers von den Körperformen her war. Super queer, super DIY und es sah irgendwie immer fun aus.“
„Roller Derby ist einfach ein toller Sport. Erstens: Rollschuh fahren ist total cool, macht voll Spaß und das zusammen mit anderen noch mehr, und gleichzeitig geht es dann auch körperlich mit anderen in Kontakt, was ich total spannend finde. Ich habe mehr über meinen Körper gelernt, wie kräftig ich bin, wie viel ich aushalte. Es ging um Ängste, die zu überwinden und das Gemeinschaftliche miteinander, auch wenn der Sport erst mal sehr grob aussieht. Dafür ist der Umgang miteinander umso achtsamer und wertschätzender. Also wir passen gut aufeinander auf und im Sport lernt man auch gut seine eigenen Grenzen wahrzunehmen. Das finde ich voll spannend.“
Roller Derby in Marburg
Der nächste „Homebout“, also ein Heimspiel, der „Splatter Fairies“ findet am Samstag, den 6. Dezember, in der Sporthalle Richtsbergschule (Karlsbaderweg 3) statt. Ab 12:30 Uhr ist Einlass, ab 13:30 Uhr spielen die „Splatter Fairies“ gegen die „Maniac Monsters Mainz“.
Infos zu weiteren Bouts, Trainingszeiten, Crash-Kursen und Schnuppertrainings gibt es auf der Instagramseite des Teams: @rollerderbycommunitymarburg.
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