Turmaline, Drusen und Sandrosen bis Ende Juli 2026 von Dienstags bis Sonntags, jeweils 10 – 16 Uhr im Landgrafenschloss bewundern.

Ein echter Publikumsmagnet ist die Sandbox: Sie sieht aus wie ein Sandkasten, erlaubt den Besuchern jedoch, ganze Gebirgsketten wachsen zu lassen und Täler zu erschaffen, die sich langsam mit dem Wasser von Niederschlägen füllen. Möglich macht dies die sogenannte „Augmented Reality“, bei der Höhenlinien, Wasserströmungen und Wetterphänomene auf die Landschaften projiziert werden.

Eine der bedeutendsten Mineraliensammlung Deutschlands

„Minerale“ heißt die Sonderausstellung, die bis Sommer 2026 im Marburger Landgrafenschloss zu sehen ist. Gezeigt werden die prächtigsten Stücke der 235 Jahre alten Uni-Sammlung, die seit 2019 für das Publikum nicht mehr zugänglich war. Damals musste das Museum im ehemaligen Kornspeicher an der Elisabethkirche aus Brandschutzgründen geschlossen werden. Wie es mit dem Museum weitergeht, ist derzeit noch offen. Deshalb ist Museumsleiter Sebastian Müller sehr froh, seine Schätze im Schloss präsentieren zu können: „Ich hoffe, dass bis zum Ende der Ausstellung Klarheit über die Zukunft des Museums entsteht.“ Schließlich handelt es sich um die größte Sammlung Hessens und eine der führenden in Deutschland.

Mit der Ausstellung möchte er vor allem Laien ansprechen: Sie erfahren in gut verständlichen Texttafeln, was Mineralien ausmacht. Das reicht von Nieren- und Gallensteinen – keine Minerale – bis zu den sieben Grundformen der Exponate, die nach mathematischen Gesetzmäßigkeiten mit exakten Winkeln, Symmetrien und glatten Oberflächen wachsen. Sebastian Müller ist selbst beeindruckt, wie die Natur in der Lage ist, „so perfekte Objekte zu schaffen“.

Gezeigt wird die Sammlung von Ingrid und Reinhard Balzer mit ihren in rot, grün und schwarz leuchtenden Turmalinen aus der ganzen Welt. Es gibt Mineralien in allen Regenbogenfarben. Präsentiert werden ein Selenit, der um Äste gewachsen ist, ein in Kupfer eingewachsener Nagel, Stricklava vom Ätna und ein Aragonit um einen Blumenstrauß.

Die Steine erzählen auch Geschichten. Etwa der „Meteorit von Treysa“, der sogar im Guinness-Buch der Rekorde steht. Der 63 Kilogramm schwere Eisenbrocken, der am 3. April 1916 als leuchtende Feuerkugel donnernd über Mittelhessen sauste, wurde quasi von Alfred Wegener entdeckt. Der berühmte Geowissenschaftler berechnete die Flugbahn des Gesteins aufgrund von Zeitzeugenberichten, sodass der Meteorit ein Jahr später in einem Wald bei Treysa gefunden wurde.

Mitmachen, entdecken und staunen

Dazu laden gleich mehrere Stationen zum Mitmachen ein: So können die Besucher Mineralien unter dem Mikroskop betrachten und ihre Härte mit einem Ritztest erkennen. Sie können sich auch wiegen, um zu erfahren, wie viel sie in Gold, Silber, Diamanten oder Osmium wert wären. Neben der Sandbox steht der Kindertisch, auf dem der Nachwuchs Mineralien auch einmal anfassen darf: eine schimmernde Amethystdruse, ein Malachit und eine Sandrose.

Sonderthemen sind die Kristallzucht und die „seltenen Erden“, die mineralischen Komponenten von Smartphones, Laptops und Windturbinen. Den Abschluss bilden die heimischen Mineralien, zu denen auch der eher unauffällige „Marburgit“ gehört. Das ist eine Rarität aus calciumreichem Silikat.

Ausstellungen, Videos und Modelle

Die Minerale-Ausstellung ist parallel zu den Öffnungszeiten des Landgrafenschlosses noch bis Ende Juli 2026 von Dienstag bis Sonntag von 10 bis 16 Uhr geöffnet. Dort gibt es bis zum 19. April auch eine Sonderausstellung der Künstlerin Susanna Hertrich, die mit der Werkschau „Crystalline Cosmologies“ zeigt, dass Kunst und Wissenschaft keine Gegensätze sind. Im Schloss zeigt Hertrich vor allem Arbeiten, die sich mit Zeitkristallen befassen. Führungen durch die Minerale-Ausstellung werden auf Anfrage angeboten. Anmeldung unter minmus@staff.uni-marburg.de (Tel. 06421-28225).

Darüber hinaus gibt es Online-Ausstellungen und Videos, die Lust auf das Schloss und seine Sammlungen machen. Einen Überblick geben der Flyer und der Audioguide Landgrafenschloss (www.marburg.de unter Themenwege und Audioguide). Auf den Seiten zum Landgrafenschloss finden sich 3-D-Scans und Visualisierungen der Burg sowie ein Video zum Schlossbrunnen. Eine Online-Ausstellung stellt unter www.marburg-stadtgeschichten.de auch Exponate aus dem Schloss vor.

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Bild mit freundlicher Genehmigung von Gesa Coordes