Tierische Landschaftspfleger: Bei Gisselberg halten seit kurzem asiatische Wasserbüffel die Vegetation am Lahnufer kurz – und sorgen so für Artenvielfalt.

Fast zwei Jahre ist es her, dass die Renaturierung der Lahn bei Gisselberg abgeschlossen sind. Seitdem strömt das Wasser auf einer Länge von eineinhalb Kilometern wieder in einem naturnahen Lauf: Das Flussbett ist drei mal so breit wie zuvor, Kiesbänke und Totholz bieten Lebensraum für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten.

Seit Anfang Mai grasen außerdem asiatische Wasserbüffel auf den Wiesen in der Nähe des Lahnufers und halten die Fläche frei von dichter und höherer Vegetation. Davon profitieren zahlreiche Tierarten.
„Würden wir die Natur auf der Fläche einfach wachsen lassen, so würde sich innerhalb weniger Jahre Auwald entwickeln“, erklärt Klimaschutzdezernentin Nadine Bernshausen, die den ‘Dienstantritt’ der Rinder kürzlich begleitet hat. Viele Tiere sind jedoch gerade auf offene Flächen angewiesen – etwa als Bruthabitat für bodenbrütende Vogelarten wie den Kiebitz. Auch Zugvögel nutzen Areale ohne hohen Pflanzenwuchs in den Herbst- und Wintermonaten als Rastplatz.
Zusätzlich zu ihrer Funktion als Rasenmäher haben die Wasserbüffel aber noch eine andere Aufgabe: Sie sorgen für offenen Wasserstellen.

Wasserbüffel bei Gisselberg am Ufer der Lahn. (Foto: Patricia Grähling)

Eine Spezialität der asiatischen Rinder ist das Suhlen: Um sich abzukühlen, wälzen sich die Tiere in flachen Gewässern – und bewirken damit, dass die Tümpel nicht verlanden. Stattdessen bauen sie die Stellen aus oder schaffen sogar neue.
Heimische Weidetiere hingegen erfüllen diese Aufgabe nicht. “Würden die Flächen durch andere Weidetiere genutzt, so müssten die kleinen Tümpel regelmäßig mit dem Bagger ausgehoben werden,” erklärt Bernshausen.

Die Kreuzkröte (Epidalea calamita) benötigt zum Laichen kleine, warme Gewässerflächen. (Foto: Lennart Hudel/Wikimedia Commons)

Denn die Suhlstellen erwärmen sich im Sonnenschein schnell und dienen so seltenen Amphibien einen Lebensraum. Die europaweit streng geschütze Kreutzkröte etwa setzt in kleinen Gewässern ihren Laich ab. Ihr natürlicher Lebensraum ist daher der Überschwemmungsbereich natürlicher oder naturnaher Flussauen.

Gegenüber Menschen verhalten sich die domestizierten Wasserbüffel im Allgemeinen friedlich. Sie stammen von asiatischen Wasserbüffeln ab, die bereits vor 4000 bis 5000 Jahren in Asien als Haustiere gehalten wurden. Dort werden sie als Zug- und Lasttiere genutzt und sind beliebte Lieferanten von Milch, Fleisch und Leder.

LB/pe

Bilder mit freundlicher Genehmigung von Patricia Grähling und Lennart Hudel/Wikimedia Commons