… den Raupen verhielt sich folgendermaßen: Da trudelte dieser Tage auf dem mobilen Endgerät eines mir bestens bekannten Marburgers eine Videobotschaft aus dem Niedersächsischen ein. Auf einem ausgefahrenen Feldweg in der Nähe von Bargfeld scharwenzelte sich im spätnachmittäglichen Sonnenschein ein Häuflein kleiner, blauer Schmetterlinge von trockener Treckerfurche zu trockener Treckerfurche und bot dem Betrachter ein gar lieblich Bildlein.
In der Folge entspann sich – nicht zuletzt bestäubt vom Ortsgeist des literaturgeschichtlich bedeutsamen Schauplatzes – ein Konversatiönchen, das in Erkenntnis der sagenhaften Salzgier besagter Kleingaukler kulminierte, namentlich in Amazonien, sowie dem erstaunlich poetisch klingelnden Faktum: Schmetterlinge trinken Schildkrötentränen.
Doch schon tags darauf schlug die Natur ganz prosaisch zurück in Form einer weiteren Botschaft bewegter Bilder. Was da über den Weg krabbelte und aussah wie ein ‘egenwu’m entpuppte sich bei näherer Betrachtung als eine Prozession ebenjener berüchtigten Eichenspinnerraupen, welche sich zwar im Rahmen ihres eigenen entwicklungsgeschichtlichen Dinges tadellos verhielten, die Betrachter allerdings mit der ebenso haarigen wie harschen Tatsache erdeten: Der Sommer ist zurück. Mit all seinen Schrecknissen.
Michael Arlt