Stare bleiben immer häufiger auch im Schneetreiben im Marburger Land.

Stare bleiben immer häufiger auch im Schneetreiben im Marburger Land. Haben Sie schon Stare im Park oder am Vogelhäuschen entdeckt? Der Vogelzug des Herbstes mit seinen beeindruckenden Schwärmen von Staren ist eigentlich schon vorbei. Doch einige der schwarz glänzenden Gesellen kommen auch jetzt noch zu Stippvisiten in die Gärten Mittelhessens. Allein oder in kleinen Trupps verjagen sie Meisen und Amseln von den Futterquellen. Und im Angesicht des Klimawandels bleiben sie auch immer häufiger den ganzen Winter. Solange die Temperaturen nicht zu tief fallen, plustern sie sich einfach auf, um isolierende Luftschichten unter ihrem auffallenden, mit weißen Tupfen durchsetzten Gefieder zu schaffen. Wird es kälter, fliegen sie weiter nach Süden oder in Städte, in denen es ein paar Grad wärmer ist.

Auch Weißstörche verzichten zunehmend auf den Zug

Auch die Weißstörche – eigentlich typische Langstreckenzieher – bleiben immer häufiger im Marburger Land. Statt mit der Thermik über das Mittelmeer und die Sahara bis in die Winterquartiere Afrikas zu fliegen, sparen sie sich die strapaziöse Reise. Stattdessen segeln sie über der Bundesstraße 3 bei Weimar oder staksen durch den Ebsdorfergrund und das Amöneburger Becken.

Störche in Winternebel und Schnee: Dieser Anblick ist seit einigen Jahren auch im Kreis Marburg-Biedenkopf immer häufiger. Im Kreis brüten seit Jahren immer mehr Storchenpaare: Rund 90 wurden in diesem Jahr gezählt. Zahlreich sind sie im Amöneburger Becken, im Ebsdorfergrund sowie an der Bundesstraße 3 bei Weimar. Aber auch in Amönau, Münchhausen und sogar über Marburg wurden schon Weißstörche gesichtet. Freilich sind die überwinternden Störche nicht unbedingt dieselben, die im Sommer hier brüten. So leben viele Marburger Störche im Winter auf einer südhessischen Mülldeponie.

Warum sich das Zugverhalten verändert

„Wir beobachten schon seit mehr als 20 Jahren, dass sich das Zugverhalten ändert“, erklärt der stellvertretende Nabu-Landesvorsitzende Bernd Petri: „Viele der Vögel, die das Mittelmeer früher westlich umflogen, bleiben inzwischen in Spanien, statt weiter nach Afrika zu fliegen.“ Auch in Deutschland werden vermehrt zwischen November und Januar „Winterstörche“ beobachtet. Die ersten Meldeaktionen in den beiden vergangenen Jahren zeigten, dass mehrere hundert Vögel bei uns überwintert haben. Etwa 15.500 Storchenpaare haben in diesem Jahr in Deutschland gebrütet. Dabei gilt Hessen als Mekka überwinternder Weißstörche. So haben im letzten Winter allein im Hessischen Ried 520 Weißstörche die kalte Jahreszeit verbracht.

Bisher betrifft das stark veränderte Zugverhalten nur die westziehenden Störche. Die „Ostzieher“, also die Vögel, die über den Bosporus nach Afrika fliegen, treten immer noch ihre weite Reise an. Für das veränderte Verhalten der Westzieher gibt es mehrere Gründe. Petri: „Die Klimaerwärmung spielt eine Rolle. In immer milderen Wintern finden Weißstörche als Nahrungsopportunisten auch bei uns genug Mäuse, Würmer, kleine Fische und Abfall auf offenen Mülldeponien.“ Denn Weißstörche ziehen vor allem wegen der Nahrungsknappheit im europäischen Winter. Finden sie genug Futter, ersparen sich einige den kräftezehrenden Zug. Außerdem sind sie so früher in den Brutgebieten und können die besten Neststandorte besetzen. Zu kalt wird es den Störchen bei uns übrigens nicht. Petri: „Kälte macht ihnen kaum etwas aus, da sie mit ihrem natürlichen Daunenmantel Wärme wesentlich besser speichern können als kleine Singvögel wie Meise und Spatz – und die überwintern schließlich auch bei uns.“

NABU ruft zur Meldung von Winterstörchen auf

Der Naturschutzbund (Nabu) möchte nun genauer wissen, wie viele Winterstörche es gibt und wo sie bleiben. Deshalb ruft er zu einer Zählaktion auf. Jeder kann bei diesem Citizen-Science-Projekt mitmachen und helfen, Weißstörche besser kennenzulernen und zu schützen. Der Nabu bittet darum, überwinternde Weißstörche bis zum 31. Januar 2026 zu melden:
nabu-naturgucker.de/weissstorch

gec

Bild mit freundlicher Genehmigung von Gesa Cordes