Notizen aus dem Stadtparlament

„Wo Geld da ist, ist der Balken auch grün!“, brachte es der Sechstklässler Aaron Debelius am vergangenen Freitag im Marburger Stadtparlament auf den Punkt. Damit kommentierte der Nachwuchsparlamentarier eine groß angelegte Umfrage des Kinder- und Jugendparlaments Marburg (KiJuPa), an der 2.250 Marburger Schülerinnen und Schüler der 5. bis 13. Klasse teilnahmen.

Denn bei der Umfrage stach heraus: Das Internat Steinmühle, das von freien Trägern finanziert wird, schneidet bei allen Punkten deutlich besser ab als die öffentlichen Schulen. KiJuPa-Vorsitzender Lasse Wenzel appelliert: „Die Stadt muss dafür sorgen, dass an allen Schulen gleiche Bedingungen herrschen.“

Gefragt wurden Themen wie Sicherheit, Diskriminierungserfahrungen und Digitalisierung. Anschaulich präsentierten drei Mitglieder des KiJuPa die – wie zu erwarten – durchmischten Ergebnisse ihren erwachsenen Kolleginnen und Kollegen. Rote und gelbe Balken, die für die Antworten „sehr schlecht“, „schlecht“ und „eher unzufrieden“ stehen, dominieren bei den Fragen nach dem WLAN an Schulen und dem Zustand der Toiletten – mit Ausnahme der Steinmühle natürlich.

Ein wenig positiver fällt die allgemeine Bewertung der medialen Ausstattung, des baulichen Zustands der Schulen und der Essensversorgung aus. Das KiJuPa fordert allerdings die mediale Weiterbildung von Lehrkräften, „damit der Schüler nicht mehr weiß als der Lehrer, wie das Tablet funktioniert“, so Aaron Debelius.

Die Idee für die Umfrage kam den Schülerinnen und Schülern des KiJuPa nach dem Besuch vom damaligen Bundeskanzler Olaf Scholz im Februar 2023. Denn ihnen wurde klar: „Fragen stellen ist unglaublich wichtig.“ Und das taten sie, mit erstaunlichem Engagement. Zum Ende des Vortrags zeigte sich Stadtverordnetenvorsteherin Elke Neuwohner tief beeindruckt. Sie lobte die Konstruktivität und Professionalität der Umfrage, sie sei „gleichzeitig stolz und neidisch“. Stadtrat Michael Kopatz schloss sich dem Lob an. Er fühle sich bezüglich des Zustands der Schultoiletten „von der Umfrage angesprochen“ und versprach, sich dieser anzunehmen.

Da es um Marburgs Finanzen momentan allerdings nicht zum Besten steht, ist fragwürdig, ob die Forderungen des KiJuPa umgesetzt werden. Vermutlich bleiben die Balken der öffentlichen Marburger Schulen weiterhin rot.  

Die Ergebnisse der Umfrage sind auf der Website des KiJuPas unter www.kijupa-marburg.de/umfrage abrufbar.

jr

Bild mit freundlicher Genehmigung von Georg Kronenberg