Das Dokumentarfilmfestival „Globale Mittelhessen – Filmfestival für globale Gerechtigkeit“ findet vom 24. Oktober bis 9. November statt.
Seit nunmehr sechzehn Jahren bringt die „Globale Mittelhessen“ Filme jenseits des Mainstreams auf die Leinwände der Region. In diesem Jahr werden an 18 regionalen Spielorten 37 Filme im Rahmen von 74 Veranstaltungen präsentiert – alle widmen sich aktuellen globalen Herausforderungen.
Praktikantin Frederike und Manuel vom Verein Motivés e.V. sprechen im Interview über Highlights, Herausforderungen und das Besondere am Festival.
Die Globale Mittelhessen geht in ihre 15. Ausgabe. Was macht das Festival für Sie besonders?
Manuel (M): Die Globale ist von Anfang an mehr als ein Filmfestival. Wir wollen ergreifende Bilder und neue Perspektiven aus den verschiedenen Regionen der Welt nicht isoliert präsentieren, sondern in einen größeren Zusammenhang stellen. Und dafür schaffen wir Räume für Diskussion, Begegnung und gemeinsames Nachdenken. Jede Vorführung wird von Gesprächen mit Regisseur*innen, Aktivist*innen oder Expert*innen begleitet. Das macht den Reiz der Globale aus. Sie ist Kino und Forum zugleich.
Frederike, Sie sind erstmals als Praktikantin dabei. Wie erleben Sie die Arbeit im Organisationsteam?
Frederike (F): Es ist unglaublich spannend, wie viel Engagement und Leidenschaft in so einem Festival steckt! Und die spiegelt sich natürlich auch in Diskussionen über die Filmauswahl wider. Es gibt einfach so viele wunderbare Filme und leider so viele Probleme, auf die wir aufmerksam machen wollen. Aber wir haben uns jetzt auf 37 Filme geeinigt und damit meiner Meinung nach ein sehr spannendes und abwechslungsreiches Programm geplant.

Welche Themen prägen das Programm in diesem Jahr?
M: Im Großen geht es um globale Gerechtigkeit in all ihren Facetten, von Krieg und Flucht über Menschenrechte bis hin zum Thema Klima und Umwelt. Filme wie FROM GROUND ZERO geben Stimmen aus Gaza Raum, PLASTIC PEOPLE erforscht die Bedrohung durch Mikroplastik, und der Eröffnungsfilm SUDAN, REMEMBER US begleitet junge Aktivist*innen, die sich gegen die Militärherrschaft in Khartum stellen. Darüber hinaus gibt es Filme über Indigene Perspektiven, Umweltzerstörung und Aktivismus sowie über alternative Arbeits- und Wirtschaftssysteme.
Sind gesellschaftliche Themen wie Gleichberechtigung ebenfalls im Programm präsent?
M: Absolut. Der Film CUTTING THROUGH ROCKS begleitet eine starke Frau im Iran, die zur ersten Stadträtin in ihrem Dorf gewählt wurde. EIN TAG OHNE FRAUEN erzählt die Geschichte vom Frauenstreiktag vor 50 Jahren in Island, und TROTZ ALLEDEM zeigt den Aufbau feministischer Strukturen in Rojava. Diese Geschichten zeigen, wie viel Mut und Veränderungskraft von Frauen weltweit ausgeht.
Was sind Ihrer Meinung nach die Highlights, die sich die Besucher*innen nicht entgehen lassen sollten?
F: Das ist natürlich interessensabhängig. Ich finde alle Filme sehenswert, aber besonders beeindruckt hat mich DEEP RISING durch Bilder der Tiefsee, die ich so zuvor noch nie gesehen habe und gleichzeitig die Bedrohung durch den Tiefseebergbau. MADE IN ETHIOPIA beleuchtet die Kehrseiten der globalen Industrialisierung und auch viele aktivistische, kreative Filme wie URGEWALD finde ich sehr empfehlenswert.
M: Neben den 3 Filmen zum Thema des Nahostkonflikts, die wir dieses Jahr im Programm haben: HOLDING LIAT, FROM GROUND ZERO und COEXISTENCE, MY ASS, die mich alle sehr bewegt haben, hat mich vor allem die Kreativität und Stärke der jungen Demokratiebewegung im Sudan begeistert, die Thema unseres Eröffnungsfilms SUDAN, REMEMBER US ist. Ein schöner und zugleich hoffnungsvoller Film, der uns auch daran erinnern soll, dass im Sudan gegenwärtig eine der größten humanitären Krisen stattfindet.

Was wünschen Sie sich vom Publikum?
F: Offenheit! Die Filme sind sehr unterschiedlich, aber sie alle regen zum Nachdenken an. Ich wünsche mir, dass sich die Besucher*innen darauf einlassen und vielleicht auch selbst ins Gespräch kommen. Letztes Jahr bin ich durch Zufall durch den Film PLASTIC FANTASTIC auf das Filmfestival gestoßen und mir hat das Konzept so gut gefallen, dass ich mich direkt im Anschluss auf ein Praktikum im Rahmen meines Studiums beworben habe.
M: Da kann ich mich nur anschließen. Neben Besucher*innen freuen wir uns natürlich auch über alle, die unser Team ehrenamtlich oder im Rahmen eines Praktikums unterstützen wollen. Ob Alt oder Jung bei der Filmauswahl, Programmerstellung und Organisation freuen wir uns immer über neue Mitstreiter*innen.
pe/to