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Express Online: Thema der Woche
Express Online: Thema der Woche | 7. Januar 2010

"Alles fließt!"

Das Themenjahr 2010 bringt "Marburg an die Lahn". Ein Gespräch mit Fachdienstleiter Kultur Richard Laufner.

Express: Die Begriffe Marburg und Lahn gehörten mal eng zusammen, das war in jüngerer Zeit nicht immer so. Woher kommt das neuerliche Interesse am Fluss?
Richard Laufner: Es gab mal Zeiten, da hat man den Fluss als Störfaktor gesehen. Idar-Oberstein hat seinen Fluss sogar zubetoniert. Mittlerweile besinnen sich die Städte auf ihren Fluss – das ist keine Marburger Exklusiv-Idee. Es geht dabei um mehr Respekt vor Natur, Ökologie und Landschaftsbild. Und das Fließen und die geheimnisvolle Tiefe unter einer Wasseroberfläche haben Menschen immer fasziniert. Heraklit sagte: "Alles fließt!" Glücklich die Stadt, die im und am Fluss ist! Ein bisschen Pathos darf sein.

Express: Welcher Gedanke steckt hinter dem Slogan "Marburg an die Lahn"?
Richard Laufner: Der meines Erachtens originelle Slogan ist leider nicht von mir, sondern von unserem Stadtplaner Bernd Nützel, der auch die Lahn-Studie vorgelegt hat. Erst denkt man, es handele sich um die alte Stadtbezeichnung "Marburg an die Lahn" und Verona Pooth habe zugeschlagen. Dann freut man sich über den Wortwitz – hoffentlich auch die Express-Leser. Der Akkusativ gibt bekanntlich immer die Richtung an: Marburg soll näher an die Lahn rücken!

Express: Wer macht's ...?
Richard Laufner: "Marburg an die Lahn" 2010 ist unser drittes Themenjahr nach Elisabeth 2007 und Grimm & Co 2009. So ein Themenjahr funktioniert in Marburg sehr gut, weil Akteure aus vielen Bereichen mitmachen. Der Fachdienst Kultur hat die Federführung, die Marburg Tourismus und Marketing GmbH sowie die Fachdienste Stadtgrün/Umwelt/Natur und Stadtplanung wirken intensiv mit. Die Stadtplanung hat an der Mensa die tollen Lahn-Terrassen gebaut. Die werden spätestens im Frühjahr das Highlight sein.
Mittlerweile wirken von Wassersportvereinen, Theatergruppen, BUND bis zu Schulen, Uni-Gruppen sehr viele Unterstützer mit. Weil das Thema sehr konkret und sichtbar ist, sind es sogar mehr als bei den vorhergehenden Themenjahren.

Express: ... und wem nutzt's?
Richard Laufner: Ich hoffe allen Marburgern und den Besuchern, die wir mit unserem Programm nach Marburg locken wollen. Unsere Ziele sind "Faszination" und "Respekt". Die Leute sollen den Fluss mit Spaß "entdecken" oder zumindest neu sehen. Aber es muss aus Respekt vor diesem Fluss auch nicht jedes Power-Event im und am Fluss stattfinden.

Express: Das Zeitfenster für das Themenjahr öffnet sich von Mai bis September. Welche Veranstaltungen sind geplant?
Richard Laufner: Start ist das Hafenfest am Pfingst-Wochenende mit der Taufe des solarbetriebenen Fährbootes "Elisabeth II", mit einer Flussbühne, Wassersport und "Lahn in Flammen" vom 3TM-Feuerwerker Walter Scharenberg mit seinem Phoenixx-Feuertheater. Zur Sicherheit sei's gesagt: "Lahn in Flammen" und "Hafenfest" sind natürlich Bezeichnungen, die so ganz bierernst nicht verstanden werden dürfen: die traditionsreiche Hanse- und Hafenstadt Marburg – bei 18 Tret- und Ruderbooten ...
Weitere Schwerpunkte im Themenjahr: Der Erlebnispfad "Lahnorama" mit Kunst-, Historien- und Öko-Inszenierungen zwischen Adenauer-Brücke und Afföller-Wehr. Dazu zwei Lahn-Theaterstücke: "Wirtshaus an der Lahn" und "Moby Dick" – letzteres sogar direkt auf und an der Lahn. Möglicherweise bekommen wir endlich auch einen Marburg-Beach, zumindest für drei Wochen. Und vielleicht führt "Lahntal total" dieses Jahr sogar bis Marburg.

Express: Wer finanziert "Marburg an die Lahn" und wie hoch ist der Etat?
Richard Laufner: Oberbürgermeister und Finanzdezernent Egon Vaupel hat mir bei der Haushaltsanmeldung geraten: Meldet soviel an, dass Ihr das richtig durchführen könnt. Die Zahl, die das Stadtparlament dann schließlich verabschiedet, liegt hoffentlich nahe an der angemeldeten Summe.

Express: Ein angemessenes Budget?
Richard Laufner: Ja, das wäre es. Natürlich bemühen wir uns daneben auch um Sponsoren. Da das Thema nicht so verkopft ist und offenbar überzeugt, haben wir bisher schon 20.000 € an Sponsoring eingeworben

Express: Das Elisabeth-Herz leuchtet seit 2007, und der Grimm-Dich-Pfad von 2009 ist nach wie vor installiert. Was bleibt vom Themenjahr 2010?
Richard Laufner: Hinterlistige Frage. Wir vom Kulturamt bekommen offenbar den Ruf, dass bei uns immer was hängen bleibt. Für das Lichtkunstherz gab es nach dem Elisabethjahr knapp 1.000 Unterschriften und leidenschaftliche Befürworter, es hängen zu lassen. Den Grimm-Dich-Pfad wollen wir nach einer Winterpause zumindest in reduzierter Form wiederaufleben lassen. Die Resonanz war unerwartet hoch, der Hessische Tourismuspreis hat uns erfreut und bestätigt. 2012 ist das 200-Jahre-Jubiläum der Kinder- und Hausmärchen. Die Landesregierung will die Grimms als hessische Marke inszenieren. Da sollten wir im Vorfeld gegenüber Hanau und Kassel weiterhin klar machen, dass wir auch eine Grimm-Stadt sind.
Was von "Marburg an die Lahn" bleibt? Das hängt ganz davon ab, wie überzeugend Hafenfest, Fährboot, Lahnorama, Theater und all die Lahn-Aktivitäten werden. Ich bin selber gespannt.

Interview: Michael Arlt


Express Online: Thema der Woche | 7. Januar 2010

Wissensdurst

Stadt der jungen Forscher
Gießen ist die "Stadt der jungen Forscher 2010". Diese Auszeichnung wird gemeinsam von der Körber-Stiftung, der Robert Bosch Stiftung und der Deutsche Telekom Stiftung an Städte verliehen, die bereits Kooperationen von Schule und Wissenschaft fördern und dieses Engagement intensivieren möchten. Der Preis ist mit 50.000 Euro dotiert. Gießen konnte die Auszeichnung unter insgesamt 13 bundesweiten Bewerbern erringen und setzte sich zuletzt im Finale gegen die Mitbewerber Stuttgart und Kiel durch.
Die amtierende Stadt der jungen Forscher schreibt zunächst einen regionalen Förderwettbewerb für schulische Forschungsprojekte aus. Bei diesen Projekten sollen Schüler ab der 8. Klasse in Zusammenarbeit mit einem wissenschaftlichen Partner (und ggf. einem Unternehmen) wissenschaftlich arbeiten. D. h., sie formulieren eine wissenschaftliche Fragestellung und untersuchen diese mit wissenschaftlichen Methoden.
Die Stadt der jungen Forscher unterstützt die ausgewählten schulischen Forschungsprojekte finanzielle und wendet hierfür die Hälfte des Preisgeldes (also: 25.000 Euro) auf.
Die andere Hälfte steht zur Finanzierung des Festivals zur Verfügung, wobei dieser Anteil durch private Sponsorengelder erhöht werden kann.
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Große Resonanz beim Wettbewerb Stadt der jungen Forscher 2010

Können Fische reden? Lernt man gutgelaunt besser? Wie stark ist die Handy-Strahlung in der Schule? Wie testet man ein Satellitentriebwerk? Und wie sieht umweltverträglicher Bootstourismus auf der Lahn aus?

Das ist nur eine kleine Auswahl der spannenden Fragen, die Schulklassen aus ganz Mittelhessen beim Wettbewerb "Stadt der jungen Forscher 2010" eingereicht haben.

Insgesamt 36 Förderanträge für wissenschaftliche Projekte von Nachwuchsforschern sind eingegangen. 26 davon wurden durch den Förderausschuss ausgewählt. ÿSichtlich zufrieden mit diesem Ergebnis ist Prof. Albrecht Beutelspacher, der Mathematikum-Leiter und Vorsitzender des regionalen Förderausschusses: "Die Resonanz auf unseren Förderwettbewerb ist ausgesprochen erfreulich. Unsere stille Hoffung auf etwa 20 Anträge wurde deutlich übertroffen. Aber auch nach qualitativen Gesichtspunkten können wir sehr zufrieden sein".

Neben den naturwissenschaftlich-technischen Disziplinen sei auch ein erfreulich großer Anteil von Forschungsvorhaben mit geistes- und kulturwissenschaftlichen Fragestellungen, oder aber mit interdisziplinären Ansätzen vertreten. Auch die regionale Streuung kann als gelungen bezeichnet werden: Neben Schulen aus der Stadt Gießen sind auch Schulen aus Grünberg, Wetzlar und Schwalbach beteiligt. "Man hätte es sich kaum besser wünschen können", kommentiert Beutelspacher die Vielfalt an Disziplinen und Themen.

Die schulischen Forschungsprojekte werden gleich mit Beginn des neuen Schulhalbjahres starten und sollen im Idealfall bis Mai 2010 abgeschlossen sein (Projekte, die länger benötigen, werden entsprechend fortgesetzt). Dann werden die Arbeiten im Rahmen des Festivals der jungen Forscher am 30. Mai 2010 zwischen Kirchenplatz und Botanischem Garten in Gießen präsentiert. "Dieses Ereignis wird als buntes, lehrreiches und unterhaltsames Wissenschafts-Erlebnisangebot für Besucher jeden Alters und jeder Vorbildung den öffentlich sichtbaren Höhepunkt der Stadt der jungen Forscher bilden. Wer die vergangenen Wissenschaftsfestivals in Gießen noch in Erinnerung hat, weiß, dass er sich dieses Datum rot markieren sollte", macht Sadullah Gülec, Geschäftsführer der Gießen Marketing GmbH schon jetzt Lust auf das Festival der jungen Forscher.

Im Vorfeld des Festivals wird in Gießen (vom 28. bis 30. Mai 2010) zudem eine bundesweite Fachtagung abgehalten, die interessierten Lehrern undÿ Wissenschaftlern ein Fachforum zu der Frage bieten soll, wie Jugendliche für Wissenschaft begeistert werden können.

Stadtrat Harald Scherer (FDP), zuständiger Dezernent für die Gießener Schulen und für die Gießen Marketing GmbH, zeigt sich von der großen Resonanz ebenso beeindruckt und erfreut. "Das Engagement, das wir auf Seiten der Lehrerinnen und Lehrer, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, aber auch bei den Wirtschaftsunternehmen unserer Region erleben, macht deutlich, dass die "Stadt der jungen Forscher 2010" zurecht aus Mittehessen kommt, einer Region, die sich als Bildungsregion versteht".

kro/pe

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