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Express Online: Thema der Woche | 14. April 2011

Kerzen und Kuchen

Waggonhalle ist 15 / Interview mit Nisse Kreysing und Matze Schmidt vom Leitungsteam.

Express: 15 Jahre Waggonhalle und keine Jubiläumsfeier. Warum das?
Nisse Kreysing: Uwe Badouin von der Oberhessischen Presse hat uns darauf aufmerksam gemacht, dass "Jubiläum" vom alttestamentlichen Jubeljahr hergeleitet wird, das allerhöchstens alle 25 Jahre gefeiert wird. Selbstverständlich haben wir alle geplanten Feierlichkeiten unverzüglich abgesagt.
Matze Schmidt: Aber die Mitarbeiter haben uns einen Kuchen gebacken – die 15 Kerzen haben wir ausgeblasen und uns gefreut, oder? Geschenke können natürlich jederzeit abgegeben werden.

Express: Wie würden die ersten Sätze des Wikipedia-Eintrags für die Waggonhalle lauten?
Matze Schmidt: Och nee ...
Nisse Kreysing: Man schreibt doch nicht die eigene Laudatio.

Express: Okay, also: Wer macht die Waggonhalle?
Nisse Kreysing: Eine Vielzahl von Menschen. Im Leitungsteam sind Matze Schmidt, Marion Breu, Willi Schmidt und ich. Dazu kommen zwei FSJler, Auszubildende, Praktikanten, AGLer, ehrenamtliche Mitarbeiter. In der Kneipe arbeiten viele studentische Aushilfen.
Matze Schmidt: Ich sag noch: Kreysing, vergiss mir den Bürochef und den Hausmeister nicht!

Express: Welches Konzept steckt dahinter?
Nisse Kreysing: Wir wollen der Stadt ein abwechslungsreiches, überraschendes Programm bieten. Und was uns ganz wichtig ist: Wir wollen unseren Künstlern ausgezeichnete Gastgeber sein. Da wir selbst viel mit unseren Hausproduktionen unterwegs sind, kennen wir alle Facetten der Betreuung vor Ort. In der Waggonhalle fühlen sich die Künstler zu Hause und kommen gerne wieder. Das freut uns. Und das Publikum profitiert von Künstlern diebestens aufgelegt sind.
Matze Schmidt: Nicht nur für die Stadt – die Leute kommen ja auch vom Land zu uns hingefahren, und wir fahren mit unseren Produktionen dann auch mal aufs Land und spielen da Theater – wir sollten mal prüfen, ob es dafür nicht EU-Fördermittel gibt – Kulturaustausch und so ...

Express: Welches war der größte Erfolg der Kulturarbeit der letzten 15 Jahre?
Matze Schmidt: Der größte Erfolg ist, dass es uns immer noch gibt. Dann gab es noch die 5.000 Zuschauer, die sich "Strange Fruit" auf dem Marktplatz angeschaut haben – vielleicht machen wir das mal wieder, wer weiß.
Nisse Kreysing: Man kann sicherlich nicht hoch genug bewerten, dass die Waggonhalle es geschafft hat, in Marburg ein Varieté-Programm von internationalem Format zu etablieren. Die Menschen kommen aus ganz Hessen, um das zu sehen. Erfolgreich finde ich auch, dass wir es uns trotz des immensen Stresses nicht nehmen lassen, Theater zu inszenieren, zu spielen und mit den Produktionen auch bundesweit unterwegs zu sein.

Express: Und welches war der größte Flop?
Nisse Kreysing: Es wäre unfair, eine Bauchlandung besonders hervorzuheben. Dazu gab es zu viele. Die wirklich erstklassig waren.
Matze Schmidt: Die BlenderInnen und AufschneiderInnen, auf die man immer wieder mal reinfällt.

Express: Was hat sich in den vergangenen 15 Jahren verändert?
Matze Schmidt: Aus den paar Büschen um die Waggonhalle sind richtigeBäume geworden.
Nisse Kreysing: Es ist alles größer und professioneller geworden. Aber wir haben uns noch genug Chaos bewahrt.

Express: Welche Position nimmt die Waggonhalle aktuell im Marburger Kulturleben ein?
Matze Schmidt und Nisse Kreysing (im Chor): Erstes Haus am Platz.

Express: Wie ist die Waggonhalle in 15 Jahren aufgestellt?
Nisse Kreysing: Finanziell hoffentlich um einiges solider. So dass wir ordentliche Arbeit auch anständig bezahlen können. So dass wir nicht mehr so tun müssen, als wäre Rente ein Thema, dass man einfach ignorieren muss. Wir wollen auch mehr Zeit und Geld für eigene Theaterproduktionen haben.
Und auf jeden Fall wollen wir einen Hubschrauberlandeplatz.
Matze Schmidt: Ich möchte in aller Zurückhaltung anfügen: Wir möchten überhaupt mal Geld von der Stadt Marburg für eigene Theaterproduktionen haben, denn da haben wir ja von der Stadt überhaupt nur ein einziges Mal etwas bekommen, aber das auch nur, weil es ein Angebot gab, das wir nicht ablehnen konnten.
Neben dem Hubschrauberlandeplatz brauchen wir auch noch eine Tagesgarage für unsere Porsches.

Interview: Michael Arlt

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