Katertour
Merlin ist neugierig. Mit knapp einem Jahr auf dem pelzigen Buckel begreift der Gisselberger Kater, dass es da mehr geben muss. Mehr, als das ewig selbe Dosenfutter, das angewetzte Bastkörbchen und auf jeden Fall bitteschön mehr, als der ihm wohlbekannte Garten. Merlin beschließt, dass es Zeit wird. Zeit, auf eigenen Pfoten zu stehen. Merlin zieht los.
Und lässt Frauchen Svenja in Sorge zurück. "Nach einer Woche habe ich eigentlich aufgegeben", klagt die Eventmanagerin. Alles Absuchen bleibt ohne Erfolg: "Tagelang war ich bis spät in die Nacht unterwegs." Was Svenja noch nicht wissen kann: Merlin auch.
Nach neun Tagen klingelt das Telefon. "Tierklinik Altenessen", stellt sich der Anrufer vor, "vermissen Sie einen schwarzen Kater?" Erleichterung, Freude, doch vor allem Staunen finden in einem knapp gesäuselten "Ja ...?" zusammen. Denn Altenessen, das kennt Svenja als gebürtige Rheinländerin schließlich. Zwischen Bottrop und Bochum, mitten im Pott. Mit 240 Kilometern einen strammen Katzenmarsch entfernt.
Das Tattoo im Ohr lässt keine Zweifel zu: Der etwas zauselige Kater im Arm der Katzenärztin ist Merlin. Dass Frauchen Svenja ihren fidelen Feliden heute wieder streicheln kann, grenzt an ein kleines Wunder. Denn was und vor allem: wie es Merlin ins Ruhrgebiet verschlagen hat, bleibt sein Geheimnis.