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Express Online: Thema der Woche | 22. September 2011

Den schönsten Wanderwegen auf der Spur

280 Touren ausgezeichnet
Das Deutsche Wanderinstitut in Marburg hat etwa 280 Touren in ganz Deutschland zertifiziert. Besonders viele Premiumwege finden sich in Hessen, Rheinland-Pfalz, im Saarland, im Allgäu und auf der Schwäbischen Alp. Auftraggeber sind Touristikverbände, Kreise und Kommunen.
Das Wandersiegel erfasst 200 verschiedene Merkmale in 34 Kriterien, die für jeden Kilometer des Weges erhoben werden. Kernkriterien sind Wegebelag, Verkehrsicherheit, Markierung, Abwechslung und Umfeld. Positiv bewertet werden zum Beispiel besondere Bäume wie 500-jährige Eichen, Tiergatter, Kapellen, Burgen und Fachwerkstädtchen.
Fernwanderwege wie Rothaarsteig, Rheinsteig und Hochrhöner haben sich dem Test unterworfen, aber auch viele Tages- und Halbtagestouren, mit denen die Regionen werben. In fast allen Premiumwanderregionen steigt die Zahl der Gäste überdurchschnittlich.
In Mittelhessen gibt es zahlreiche Premiumwanderwege im Lahn-Dill-Bergland, im Burgwald und im Vogelsberg. Weitere Informationen: www.wanderinstitut.de
gec
Tolle Touren: Klaus Erber vom Deutschen Wanderinstitut in Marburg zertifiziert Premiumwege in ganz Deutschland

Der Weg zum Galgenberg steigt sanft bergan. Apfel- und Pflaumenbäume säumen das Wiesental. Vor einer Scheune ist Holz gestapelt. Am Rand eines Maisfelds zirpen Grillen. Doch Klaus Erber vom Deutschen Wanderinstitut hat keine Zeit, die Landschaft zu genießen. Der 52-jährige Geograf ist dabei, die Galgenbergtour bei Gemünden-Wohra am Rand des Burgwalds zu zertifizieren. Genau genommen hat die 13 Kilometer lange Route bereits seit drei Jahren das begehrte Wandersiegel, das sie als "Premiumweg" auszeichnet. Um das Zertifikat zu behalten, muss aber erneut geprüft werden. Denn Erber weiß: "Wenn man drei Jahre lang nichts daran macht, ist es kein Premiumweg mehr."

Klaus Erber fotografiert ein verwittertes "G" auf einem Baumstamm: "Da muss nachgearbeitet werden", murmelt der Wanderexperte. Eine saubere, gute Markierung – bei der Galgenbergtour ist es ein "G" auf weißem Grund – ist eine Bedingung für die Auszeichnung.

Der Experte stapft an Brombeerhecken vorbei durch weiches Gras: "Das ist Wandererglück", sagt Erber. Die meisten Wanderwege in Deutschland laufen bis heute über geteerte oder stark geschotterte Routen. Nicht selten geht es sogar an Landstraßen und tristen Siedlungen vorbei. Dabei hat sich bei repräsentativen Befragungen herausgestellt, dass Wanderer lieber auf Gras und Laub spazieren – am liebsten über gewundene Pfade.

Die unter Leitung des Marburg Natursoziologen Rainer Brämer entstandenen Studien über den Ansprüche der neuen Wanderer waren der Ausgangspunkt für die Gründung des Deutschen Wanderinstituts vor sieben Jahren: "Dadurch wussten wir, was Wanderer wünschen", erklärt Erber, der heutige Vorsitzende des Instituts. Auf dieser Grundlage wurde ein Kriterienkatalog entwickelt, der die Stärken und Schwächen eines Wanderweges möglichst objektiv und genau erfasst. 280 Premiumwege in ganz Deutschland sind seitdem vom Deutschen Wanderinstitut zertifiziert worden.

Die um die frühere Gerichtsstätte Gemündens führende Galgenbergtour gehört dabei nicht zu den spektakulären Wegen, wie sie etwa in den Alpen oder am Rhein zu finden sind. "Das ist aber eine abwechslungsreiche und schöne Tour", urteilt Erber. Für jeden Kilometer des Wegs vergibt er exakt bemessene Punkteund notiert verschiedene Merkmale von Landschaft, kulturellen Sehenswürdigkeiten und zivilisatorischen Barrieren. Die Birkenpilze am Wegesrand spielen dabei keine Rolle. Die interessante Gehölzstruktur mit Maulbeerbäumen, Farnen und Johanneskraut aber durchaus. Wie viele Punkte ein Weg erhält, rechnet aber erst der Computer aus. Erber: "Das ist eine Wissenschaft für sich."

Die Galgenbergtour hat ein entscheidendes Kriterium erfüllt: Abwechslungsreichtum. Hier müssen Wanderer nicht kilometerweit durch Nadelwald stapfen. Es gibt keine "Forstautobahnen". Stattdessen wechseln Auen, Felder und Wiesen mit abwechslungsreichem Wald und weiten Aussichten über Kellerwald und Burgwald. Dazwischen können die Wanderer durch das Hugenottendorf Hertingshausen streifen, einen verwunschenen Judenfriedhof besichtigen und im mittelalterlichen Fachwerkstädtchen Gemünden einkehren.

Und natürlich sollen sie sich nicht verlaufen. Nach dem Anstieg von Gemünden hat Erber aber kaum noch etwas an der Markierung zu monieren. Nur an einer Stelle ist das "G" von Laub verdeckt. Und die Bank am Aussichtspunkt "Perle" lädt nicht mehr richtig dazu ein, den Ausblick bis zur Amöneburg im Sitzen genießen. Sie ist von Brombeergestrüpp und Pilzen überwuchert. Trotzdem ist Erber mit der Galgenbergtour zufrieden. Der Premiumweg erhält 48 Erlebnispunkte und damit sogar drei Punkte mehr als vor drei Jahren, weil die Bewertung des Wegweisersystems seitdem verändert wurde.

Gesa Coordes

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