"Kein Dauerzustand"
Grüne bremsen alleinerziehende Stadträtin
Sie sollte die erste Stadträtin Deutschlands werden, die ihre Stelle teilt: SPD und Grüne hatten der alleinerziehenden Marburger Sozial- und Kulturdezernentin Kerstin Weinbach (SPD) bereits vor einem Jahr zugesagt, dass sie nach den Sommerferien mehr Zeit mit ihrem Sohn Johano verbringen könne. Jetzt hat die 44-Jährige selbst die Notbremse gezogen: Ab 13. August geht sie erneut für zwei Monate in Elternzeit, um den Übergang ihres Jungen in den Kindergarten zu begleiten. Danach will sie ihre Stunden reduzieren. "Aber das ist für mich kein Dauerzustand", sagt Weinbach.
Ausgebremst wurde sie vom grünen Koalitionspartner, der den SPD-Plänen nach langen Verhandlungen eine Absage erteilt hat. Die Grünen kamen zu dem Ergebnis, dass bei Wahlbeamten rechtlich weder eine Stellenteilung noch die Ausschreibung von halben Stellen möglich sind. Sie setzen nun stattdessen auf eine Änderung der Hessischen Gemeindeordnung, um eine geteilte Dezernenten-Stelle zu erreichen. Bis diese geändert werden kann, dürfte Johano allerdings längst ein Schulkind sein. Dazu bräuchte es nämlich andere Mehrheiten in Wiesbaden. "Dass Menschen, mit denen ich seit fast 20 Jahren Politik mache, die persönlichen Folgen für mich nicht ernsthaft betrachtet haben, finde ich natürlich nicht schön", kommentiert Weinbach.
Wir brauchen eine Interimslösung", sagt die stellvertretende grüne Fraktionssprecherin Christa Perabo. So könnte sie sich vorstellen, dass nicht nur Oberbürgermeister Egon Vaupel (SPD) und Bürgermeister Franz Kahle (Grüne) Aufgaben von Kerstin Weinbach mit übernehmen, sondern auch ehrenamtliche Magistratsmitglieder oder Mitarbeiter. So habe Daniel Cohn-Bendit als ehrenamtlicher Stadtrat der Stadt Frankfurt das Amt für multikulturelle Angelegenheiten aufgebaut. Über solche Wege müsse nun mit der SPD gesprochen werden. Perabo hatte 1997 selbst eine Dezernentenstelle mit einer Fraktionskollegin teilen wollen, war aber bereits parteiintern mit dem Vorschlag gescheitert. "Politisch wollen wir das", sagt die Grüne: "Wir sehen nur keine Möglichkeit."
Die Sozialdemokraten hatten vorgeschlagen, einen vierten Stadtratsposten zu schaffen - diesen aber von vornherein nur als halbe Stelle auszuschreiben. Nach Überzeugung der SPD ist das möglich, die Grünen sehen das anders. "Wenn sich jemand auf diese Stelle bewirbt, hat er Anspruch auf eine ganze Stelle", erklärt Perabo.
Bislang hat Kerstin Weinbach nur die Möglichkeit, ihre Stunden zu reduzieren. Doch das bringt ihr als Dezernentin nur dann etwas, wenn sie auch weniger Aufgaben hat. Zunächst wird Weinbach nun von Oberbürgermeister Vaupel und Bürgermeister Kahle vertreten.
Let's twist again
25 Jahre The Golden Fifties Jubiläumskonzert am 1.9. in Hüttenberg Foto: Susanne Hoffmann
Let the good times roll": Was 1987 mit viel Gel im Haar aber dafür wenig Erfahrung begann soll nun seinen Höhepunkt finden, die Showband Golden Fifties feiert ihr 25. Bühnenjubiläum. Noch einmal will die in Mittelhessen immer noch bestens bekannte Band, die zu ihren Hochzeiten in den 1990ern auf ihren Konzerten regelmäßig tausende begeisterte Zuschauer mitriss, die Zeit von Petticoats, Twist und Rock'n'roll, wieder aufleben lassen.
Heute leben die Musiker der Band über ganz Deutschland bis hin nach Schweden verstreut. Deshalb wird die Jubiläumsshow auf längere Sicht wohl das letzte große Konzert der Fifties. "Ob es in den nächsten Jahren noch einmal zu einer Neuauflage kommt, ist ungewiss", sagt Fifties-Urgestein Holger Achenbach.
Vor fast genau 25 Jahre standen die Jungs in ihren typischen roten Jacketts zum ersten Mal gemeinsam auf der Bühne, damals noch unter dem Namen "Back to the 50s". Zahlreiche TV- und Radioauftritte sowie Platten- und Videoaufnahmen zogen die wachsende Fangemeinde regelmäßig in die Hallen, Festzelte und Burghöfe. Unvergessen sind die gemeinsamen Auftritte mit Größen der damaligen Ära wie den "Searchers", Mungo Jerry, Bill Ramsey, Ted Herold und zuletzt den "Swinging Blue Jeans".
Angefangen hat alles 1987. Um ihren damaligen Bandleader und Gründer von "Back to the 50s" Dennys Sawellion fanden Holger Achenbach, Stefan Kenntemich, Fritz Sernetz und Co. zusammen um gemeinsam für eine kleine Showeinlage anlässlich einer Abi-Fete im Stil der 50er Jahre zu proben. Trotz der Bühnenerfahrung. die sie zum Beispiel bei der Gießener Gruppe Heinrich sammeln konnten, betraten die damals die jungen Musiker sichtlich nervös die kleine aber stilechte Bühne eines seit den 60er-Jahren fast unverändert erhalten gebliebenen Kneipensaals in Wettenberg-Lausbach. Dann ging's schnell: Bei "Let's twist again", "What a wonderful world" und "Jailhouse rock" sprang der Funk über, bei den Besuchern gab es kein Halten mehr. "Neuer Stern am Bandhimmel" war am nächsten Tag in der Presse zu lesen und noch am selben Abend konnten diverse Folgeauftritte verbucht werden.
Mit steigender Popularität wuchsen auch die Bühnen. "Schon beim 1. Open-Air 1988 auf der Burg Gleiburg kamen nahezu tausend Besucher, für deren Beschallung die Soundanlage viel zu klein war. Aber das tat der prächtigen Stimmung keinen Abtrag", erinnert sich Holger Achenbach.
Ab 1995 trennten sich die Wege der Band und ihres Gründers. Fortan gab es zwei Formationen: "The Golden Fifties" und "Back to the 50s". "Neue Gruppe mit alten Namen und alte Gruppe mit neuen Namen" schrieb damals die heimische Presse.
1998 verabschiedeten sich "The Golden Fifties" auf der Burgruine Münzenberg dann zum ersten Mal von ihrer Anhängerschar. Für die Bandmitglieder war es über die Jahre immer schwerer geworden, ihre Jobs und die Band unter einen Hut zu bringen, deshalb ließen sie die Musik ruhen.
Exakt 2.827 Tage später wollten es die Fifties noch einmal wissen und feierten am 20. Mai 2006 ihr Comeback. Trotz Sturmwarnung und niedrigen Temperaturen war das Revival-Open-Air vor nahezu 2.000 begeisterten Zuhörern auf dem Schiffenberg ein voller Erfolg.
Aus der sich 1988 gefestigten Besetzung von "Back to the 50s" sind heute noch sechs Musiker und Sänger dabei. Dies sind Matthias "Matze" Assmann, Elvis-Stefan Kenntemich, Twistin'Fritz Sernetz, Holger Achenbach (alle Gesang), Thorsten Schiffner (Piano u. Gesang), Dirk Weber (Schlagzeug), Christoph "Mr. Bassman" Bultmann (Kontrabass). Erst zum Comeback 2006 hatte man mit Torsten "Toddi" Weber, dem Bruder des Schlagzeugers, erstmals einen Gitarristen in die Formation aufgenommen und sich damit auch gitarrenbetonten Stücken wie "Jonny be good" und "Twist and shout" geöffnet. Da Toddi als erfolgreicher Berufsmusiker in ganz Europa unterwegs ist, wird er seit einigen Jahren von Michael Diehl, der vielen von der Formation "2injoy" bekannt ist, vertreten.
2008 feierten die Fifties open air auf der Burg Gleiberg ihr 20-jähriges Bühnenjubiläum. "Zurück zu den Wurzeln" hieß das Motto, spielten die Jungs doch 1988 das erste Mal im Hof der Burgruine, ein Ort an dem viele stimmungsgeladene Fifties-Konzerte folgen sollten.
Das Jubiläumskonzert steigt am Samstag, 1. September um 21:00 Uhr im Festzelt hinter dem Sportzentrum in Hüttenberg. Infos: www.thegoldenfifties.com