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Thema der Woche | 13. September 2012

Malen für die Ewigkeit

Horst von der Wege lehrt Fresko-Malerei

Die Sixtinische Kapelle mit den berühmten Fresken Michelangelos hat er nie gesehen. Doch der Marburger Künstler Horst von der Wege ist der wohl einzige Kunstlehrer in Hessen, der Unterricht in Freskomalerei gibt. Am 21. September startet der nächste Wochenendkurs in Kirchhain.

Es ist eine altmodische, aufwändige Kunst, die der 70-Jährige aus dem Dörfchen Bürgeln bei Marburg lehrt: Doch ein Fresko hält Hunderte von Jahren, ohne an Leuchtkraft zu verlieren. Das ist den Aufwand wert.

In den 70er Jahren stieß der Künstler, der in seinem Leben auch als Maschinenbauer, Architekt und Medizinpädagoge gearbeitet hat, auf die Fresken in den großen Kathedralen und den kleinen Kirchen Frankreichs: "Da kann man sehr gut sehen, wie die Fresken erhalten sind", sagt von der Wege, der jahrelang ein Atelier in der Bretagne hatte. Er entdeckte die Wandmalerei aber auch in den katholischen Kirchen seiner Marburger Heimat – etwa in den Kirchen von Schröck und Amöneburg. Ihn faszinierten die Farben: "Synthetische Farben sind zwar brillant, aber kalt. Die Kaseinfarben der Fresken sind warm und hochinteressant in der Farbgebung", sagt der Künstler.

Heute gibt es Rezepte für die Farben, doch damals musste von der Wege die Berichte der alten Meister und Bücher von Mönchen studieren, um überhaupt herauszufinden, wie die Farben angerührt werden. "Man muss experimentieren, wie es Leonardo da Vinci gemacht hat", sagt er. Wenn die Farben wieder von der Wand blätterten, war die Mischung falsch: "Da kommt man sich vor wie ein Chemiker, aber das gehört zu dieser Malerei dazu", erklärt er.

Allerdings brauchen seine Schüler heute keine italienischen Villen und Paläste für ihre Kunst. Sie arbeiten mit großen, wasserfest verleimten Spanplatten, auf die ein Hasendraht genagelt wird. Darauf wird ein fertig angerührter Putz gegossen, in den sich auch Strukturen und Reliefs einarbeiten lassen. Eine Nacht muss der Putz trocknen – dann kann an dem Fresko gearbeitet werden. Aber nur so lange, wie der Putz noch feucht ist, meist einige Tage. Fresko bedeutet nämlich "frisch". Es wird "im Feuchten" gemalt.

Das eigentliche Geheimnis steckt jedoch in den Farben. Der Experte holt eine Tüte weißen Pulvers aus seiner Werkstatt stellt Farbpigmente, Pottasche und Pinsel dazu. Das weiße Pulver ist das Kasein, ein Eiweiß, das aus Quark gewonnen wird. Damit das Pulver Wasser aufnehmen kann, muss es mit Pottasche gemixt werden, einem Triebmittel, das sonst für Lebkuchen gebraucht wird. Einen Tag lang weicht er die Mischung mit warmem Wasser ein. Daraus wird eine glasige Mixtur, die Grundlage für die Farbpigmente, bei denen ebenfalls viel experimentiert werden kann. Um die Farben anders zu schattieren, arbeitet er Ruß, Tonerde, Ziegelsteinpigmente oder Gips ein. Eineinhalb Tage braucht allein die Vorbereitung der Farben. Dann haben die Schüler etwa fünf Tage Zeit, um an den Fresken zu arbeiten. Beim Trocknen verbinden sich die Farbpigmente dann so stabil mit dem Putz, dass sie ihre Intensität für Jahrhunderte behalten.

Dabei müssen sich die Malschüler aber konzentrieren. "Es gibt nämlich keine Möglichkeit der Korrektur. Man muss das Motiv mit einer gewissen Sicherheit auftragen", erklärt von der Wege. Deswegen haben die alten Meister ihre Werke zunächst auf riesigen Packpapieren aufgezeichnet und dann durchgepaust, bevor sie die großen Kathedralen bemalten.

Auf der Staffelei steht das Frauenbild "Begegnung am Vormittag". Je nach Lichteinfall enthüllt es geheimnisvolle Strukturen und Schattierungen, die sich durch das Spiel von Licht und Schatten ergeben. Sein Holzhaus hat er mit weiteren Fresken ausgestattet: Da sind die Motive eines lebensgroßes Hirten aus dem Périgord, das Chateau Castelnaud sowie Details eines Schlosses in der Dordogne. Im Vergleich zu den alten Meistern ist seine Kunst heute aber richtig schnelllebig. Früher dauerte es Jahre, bis die Wandmalerei fertig war, erinnert von der Wege.

Hobbymalerin Theda Waldow hat den Wochenendkurs bereits vor Jahren besucht. Beeindruckt hat sie das handwerkliche Geschick, das für die Freskomalerei nötig ist, und "die ganz andere Wirkung der Bilder". Die Segelschiffe, die sie damals als Fresko fertigte, hängen auf der Terrasse ihres Hauses. Gelitten haben sie darunter nicht. Waldow: "Die sind unverwüstlich."

Der nächst VHS-Wochenendkurs Freskomalerei von Horst von der Wege findet vom 21. bis 23. September in Kirchhain statt. Er startet am Freitagabend und dauert bis Sonntagnachmittag. Infos: 06422-922339, www.vhs-kirchhain.de

Gesa Coordes

 
Thema der Woche | 13. September 2012

Schnäppchenpreis

Angebot für Studenten: Für fünf Euro zur Landesgartenschau

Billig, billiger, Landesgartenschau: Der dauerhafte Eintritt zur Landesgartenschau in Gießen 2014 soll für Studierende einmalig fünf Euro kosten. Das ist das Angebot von Stadt sowie der Landesgartenschau Gießen 2014 GmbH an die Studierendenvertreter der Justus-Liebig-Universität (JLU) und der Technischen Hochschule Mittelhessen (THM).

Die Gebühr soll als Aufschlag auf die Semestergebühren im Sommersemester 2014 erhoben werden und wäre damit für jeden Studierenden verpflichtend, egal ob er die Gartenschau besuchen will oder nicht.

Die Stadt Gießen und die Gartenschau GmbH waren mit 13,50 Euro in die Verhandlungen mit den Studierendenvertretern eingestiegen.

Mit den 5,- Euro sind wir den Studierenden deutlich entgegen gekommen und an die Grenze dessen gegangen, was für uns noch vertretbar ist. Wir erhoffen uns, dass die vielen Studierenden die Möglichkeit nutzen und mit Ihren Verwandten und Bekannten die Landesgartenschau besuchen", erläutert Ludwig Wiemer, Geschäftsführer der Landesgartenschau GmbH.

Bürgermeisterin und Aufsichtsratsvorsitzende Gerda Weigel-Greilich freut sich, dass jetzt Klarheit herrscht und ein Verhandlungsergebnis vorliegt. "Sicherlich haben wir uns ein gutes Stück bewegt und sind auf die Studierenden zugegangen. Gießen ist die Stadt mit der größten Studierendendichte Deutschlands. Wir wollen, dass auch unsere Studierenden in den Genuss der Landesgartenschau kommen."

Wird jetzt von Seiten der Studierenden dem Verhandlungsergebnis zugestimmt, hat man ein deutschlandweites Novum. Bei keiner Landesgartenschau hat es bislang eine derartige Regelung gegeben. "Jetzt müssen die Voten in den Urabstimmungen bzw. Studierendenparlamentssitzungen abgewartet werden", so die Verantwortlichen.

Insofern sich die Studierenden dafür entscheiden, erhalten sie eine Dauerkarte mit all Ihren Vorzügen. Alle Kultur- und Informationsveranstaltungen, die von der Landesgartenschau GmbH angeboten werden, sind im Preis enthalten. Geplant sind rund 1.500 Veranstaltungen an 163 Tagen.

pe/kro

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