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Thema der Woche | 28. März 2013

Platz für Kultur

Erfolgreiche Leerstandsnutzung: Hier war zeitweise die Kümmerei untergebracht – Foto: Jörg Wagner

Anfragen nach freien Räumen hat Jörg Wagner jede Woche. "Viele Theaterwissenschaftler oder Kunstpädagogen melden sich bei uns, weil sie einen Raum für ein Kunstprojekt oder eine Ausstellung suchen", berichtet Wagner, der in dem von der Stadt unterstützten Gießener Kulturbüro "kümmerei" Künstler berät, an der Vernetzung der lokalen Kulturszene arbeitet – und sich dort um "Leerstandsmanagement" kümmert.

Mit "Leerstandsmanagement" ist gemeint, dass freie Räume, die zum Beispiel länger nicht vermietet sind, weil es keine Interessenten für eine dauerhafte Nutzung gibt, Künstlern oder Musikern überlassen werden – zur Zwischennutzung oder auch dauerhaft. "Das muss nicht kostenlos sein", sagt Wagner. Freilich gehe es oft um Räume, die aus den unterschiedlichsten Gründen nicht mehr auf dem normalen Mietmarkt angeboten würden und deshalb günstig einem Kulturprojekt zur Verfügung gestellt werden könnten.

Beispiele für erfolgreiche Zwischennutzungen gibt es in Gießen einige: Etwa den "Zwischenraum" im ehemaligen Bettenhaus Röhr in der Bahnhofstraße, in dem Studierende vom Gießener Institut für Angewandte Theaterwissenschaft Mitte 2011 bis Mitte 2012 Vorträge, Filmvorführungen, Konzerte, Theaterperformances oder auch Lesungen veranstalteten. Oder einen leerstehenden Laden in der Ludwigstraße 6, der jüngst erst zum Raum für Malerei, Literatur und Musik wurde.

"Leerstandsmelder" für Mittelhessen – Foto: Jörg Wagner

"Ganz schwierig ist, wenn Musiker Proberäume suchen", weiß Wagner. "Denen können wir selten helfen." Da spiele natürlich die Sorge der Vermieter über zu viel Lärm eine Rolle.

Damit künftig noch mehr leerstehende Räume kreativ genutzt und bespielt werden können, haben die städtische Wirtschaftsförderung und die kümmerei eine virtuelle Dependance von Gießen bei der Internetplattform "Leerstandsmelder.de" eröffnet. Ziel dieser vom Gängeviertel e.V. in Hamburg entwickelten Plattform ist es, Leerstände zu kartographieren, sie online sichtbar zu machenund diese dadurch schnell und übersichtlich für eine temporäre oder kontinuierlich Nutzung zu erschließen. Hunderte von Leerständen in Städten wie Hamburg, Bremen, Berlin, Frankfurt oder auch Wien sind dort bereits gemeldet.

Konzert von Bakad Kapely in der Ludwigstraße 6 – Foto: Georg Kronenberg

Das Aufspüren von Leerständen lebe freilich vom Mitmachen vieler, sagt Jörg Wagner: "Uns ist daran gelegen, dass möglichst viele Leute Leerstände melden, damit wir schnell einen besseren Überblick haben." Wer mitmachen will, könne nicht genutzte Räume entweder selber auf der Website melden oder ganz einfach eine Info an die kümmerei geben.

Zurzeit sind bereits 18 Leerstände für Gießen bei Leerstandsmelder.de eingetragen.Wobei zwei der Leerstände tatsächlich in der Nachbarstadt Marburg liegen, weil Marburg noch keine eigene Dependance bei Leerstandsmelder.de angemeldet hat.

Georg Kronenberg

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